Musical Ensemble Erft
Ergreifend und fast normal

Von der künstlerischen Darstellung, über die Musik bis hin zum Bühnenbild und Lichtgestaltung bot „Next To Normal“ hervorragende Unterhaltung. | Foto: Marek
  • Von der künstlerischen Darstellung, über die Musik bis hin zum Bühnenbild und Lichtgestaltung bot „Next To Normal“ hervorragende Unterhaltung.
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Kerpen - Eine viel umjubelte Premiere feierte das Musical Ensemble Erft mit
„Next to Normal“ in der Aula des Gymnasiums Kerpen – Ein
Musical, das garantiert niemanden im Publikum ungerührt gelassen hat.

Schon der Plot kündigte an, dass es an diesem Abend nicht ums reine
Zurücklehnen und Genießen gehen würde. „Next To Normal“
erzählt die Geschichte der Familie Goodman, bei der auf den ersten
Blick alles ganz normal wirkt – aber nur fast. Denn Mutter Diana
leidet an einer schweren bipolaren Störung und ihre
Stimmungsschwankungen zwischen Manie und Depression und die zahllosen
fehlgeschlagenen Therapien von Antidepressiva bis Elektroschocks
stellen das Familienleben auf eine harte Probe. Vater Dan stellt seine
eigenen Bedürfnisse seit Jahren zurück, die hochbegabte Tochter
Natalie zerbricht langsam am eigenen Perfektionismus und auch der
smarte Gabe ist bei weitem nicht der Mustersohn, der er zunächst zu
sein scheint. Dianas Krankheit droht nicht nur sie, sondern auch ihre
Familie zu verzehren.

Keine leichte Kost zwar, aber das Musical Ensemble Erft hat unter der
Regie von Barbara Franck auch dieses äußerst anspruchsvolle Musical
mit Bravour auf die Bühne gebracht. Die sechs Darsteller agierten
äußerst professionell und überzeugend. Allen voran Gabi Schmidt als
Diana Goodman, die als ausgebildete Musicaldarstellerin mit ihrer
Erfahrung aus zahlreichen Hauptrollen scheinbar mühelos in die
schwierige Rolle schlüpfte und der man zu Beginn die scheinbar
durchschnittliche Vorstadt-Hausfrau abnimmt. Aber der Zuschauer leidet
auch mit ihr, nachdem feststeht, dass sie schwerwiegende psychische
Probleme hat und sie eine weitere Therapie auf sich nimmt bis sie
„gar nichts mehr spürt“.

Herzzerreißend wird es für den Zuschauer vor allem als klar wird,
dass es Sohn Gabe (toll gespielt von Philipp Schwerhoff), mit dem
Diana das bewegende Lied „Tanz‘ ich im Traum“ singt, und der
selbst behauptet „Ich lebe“, eigentlich nicht mehr gibt – er ist
bereits vor 16 Jahren, als achtmonatiges Baby gestorben. Auf der
Bühne toll wiedergegeben von Jonas Wender alias Dan Goodman mit „Er
ist fort“.

Äußerst beeindruckend war auch die Leistung von Laura Hatko in der
Rolle der Tochter Natalie Goodman, die zu einem darunter leiden muss,
in der Familie nicht richtig wahrgenommen zu werden, was sie super in
dem Song „Superboy und seine Schwester aus Glas“ wiedergibt. Aber
auch die familiär prekäre Situation kommt zum Ausdruck in „Mein
Leben ist eine Katastrophe“, denn auch von ihrem neuen Freund Henry
(Tim Stranowsky) fühlt sie sich nicht richtig verstanden und fängt
in ihrem Gefühlschaos an, die Tabletten ihrer Mutter zu nehmen. Ein
tolles Debüt auf der Bühne feierte Alexander Geiger in einer
Doppelrolle als Dr. Fine und Dr. Madden. Trotz des schwierigen Themas,
bot das Musical Platz für sehr abwechslungsreiche Musik, die, wie die
Stimmungslage von Diana von bedrückend langsamen Stücken zu abrupt
lauten, rockigen Songs wechselte. Und auch die Dialoge boten in den
schwierigsten Phasen Raum für Humor und erfrischende Direktheit.
Alles in allem boten die Akteure ebenso wie die Musiker Kay Röttgen,
Ingo Hunz, Dominik Bierbüsse, Ornella Tobar Gaete und Gereon
Schmelter den Gästen einen bewegend unterhaltsamen Abend, den so
schnell niemand vergessen wird, und ernteten verdient einen
Riesenapplaus vom Publikum.

- Magdalena Marek

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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