Pfarrjubiläum in Borr
Was diese Mauern so alles erzählen könnten

Die Borrer romanische Saalkirche aus Stein ist eines der ältesten Kirchengebäude in der Region, 1246 wurde die Pfarre St. Martinus Borr erstmalig urkundlich erwähnt. | Foto: cs
  • Die Borrer romanische Saalkirche aus Stein ist eines der ältesten Kirchengebäude in der Region, 1246 wurde die Pfarre St. Martinus Borr erstmalig urkundlich erwähnt.
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Erftstadt-Borr - (cs) 1246 erstmals urkundlich erwähnt, befindet sich die Pfarre St.
Martinus Borr im 775. Jahr ihres Bestehens. Mit einer von Pfarrer
Willi-Josef Platz gehaltenen Festmesse und einem kirchenhistorischen
Vortrag des Stadthistorikers Dr. Frank Bartsch feierte die Borrer
Pfarrgemeinde das besondere Jubiläum.

„Wir befinden hier uns an einem wunderbaren Ort“, betonte Dr.
Frank Bartsch in seinem rund 15-minütigen Vortrag im Rahmen der
Festmesse, „und dies in vielerlei Hinsicht. Es grenzt nämlich fast
schon an ein Wunder, dass es dieses Gotteshaus überhaupt noch
gibt.“ Dank der konstanten Bevölkerungszahl bestand in Borr
zunächst nicht die Notwendigkeit, die alte Kirche durch einen Neubau
zu ersetzen, wie dies beispielsweise in Bliesheim oder Friesheim in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Fall war, wusste der
Historiker zu berichten. Als man dann doch einen Neubau ins Auge
fasste, brach der Erste Weltkrieg aus und das Projekt verschwand für
immer in der Schublade. Bartsch bezeichnete das Gotteshaus – neben
der Kapelle St. Servatius in Lechenich-Heddinghoven eines der
ältesten Kirchengebäude in der Region – als ein „Kleinod“, als
eine typisch romanische Dorfkirche, erbaut vor ungefähr einem
Jahrtausend aus den Trümmern römischer Landsitze, der sogenannten
villae rusticae. Darüber hinaus ist St. Martinus Borr Ort der
Wallfahrt zur Heiligen Brigida am 1. Februar.

Während die Ersterwähnung der Pfarre St. Martinus in Erftstadt-Borr
auf den 26. Dezember 1246 datiert werden kann, sind Ort und Kirchenbau
älter. Die Entstehung des Ortes Borr fällt in die
frühmittelalterliche Zeit; 1108 wird Borr anlässlich einer
Güterschenkung des Grafen Adalbert von Saffenberg und seines Sohnes
Graf Adolf von Saffenberg an die Abtei Klosterrath zum ersten Mal
urkundlich erwähnt. Vermutlich bezeichnet der Ortsname eine Siedlung
an einer Wasserquelle (Born). Der romanische Kirchenbau, der wie das
Martinuspatrozinium 1208 erste Erwähnung im Besitz des Grafen
Heinrich von Sayn fand, muss im 11. Jahrhundert als kleine Saalkirche
aus Stein errichtet worden sein und eine aus fränkischer Zeit
stammende hölzerne Vorgängerkirche abgelöst haben. „Messen,
Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen, ebenso Dreißigjähriger Krieg,
Hessenkrieg und Pest, Franzosenzeit und die Deutsche Revolution von
1848/49 – was die Mauern dieses Kirchengebäudes alles erzählen
könnten“, betonte Bartsch, „St. Martinus Borr steht für gelebten
Glauben und gelebte Geschichte.“

Mit Holzskulpturen aus dem 18. Jahrhundert, der Turmmonstranz von
1547, drei historischen Glocken aus den Jahren 1605, 1721 und 1785 und
insbesondere mit barockem Hochaltar und barocker Kanzel, angefertigt
1787 vom Lechenicher Schreinermeister Droven, verfügt die
Pfarrkirche, die heute zum Seelsorgebereich Erftstadt-Börde gehört,
über eine unschätzbar schöne und wertvolle Ausstattung. Zum
Stichtag 31. Januar 2020 zählte Borr gemeinsam mit Scheuren 391
Einwohner und Einwohnerinnen, und ist mit Konradsheim (ebenfalls 391
Einwohner und Einwohnerinnen) der kleinste Ortsteil Erftstadts.

Das Jubiläum beging die Gemeinde St. Martinus Borr zusammen mit dem
Patrozinium und dem Fest der Heiligen Brigida mit Brotsegnung,
Blasiussegen und einer Festmesse. Auch das vierzigjährige
Dienstjubiläum von Küsterin Marianne Hußtadt wurde in besonderer
Weise gewürdigt. Im Anschluss an die Messe gab Kantor Donatus Haus
ein Konzert. Das Programm wurde abgerundet mit einem Empfang im
Pfarrheim.

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