Untragbarer Zustand
„Übergänge müssen nachgebessert werden“

Die erhöhten Überwege stellen für einige Rollstuhlfahrer ein Hindernis dar. Obwohl schon im vergangenen Jahr angemahnt, hat sich hier noch immer nichts getan. | Foto: Pleuß
  • Die erhöhten Überwege stellen für einige Rollstuhlfahrer ein Hindernis dar. Obwohl schon im vergangenen Jahr angemahnt, hat sich hier noch immer nichts getan.
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Bedburg - (red) Die Übergänge am Kreisel Monte Mare in Bedburg müssen
nachgebessert werden. CDU-Kreistagsabgeordneter Norbert Plauß richtet
einen dringlichen Aufruf an alle Beteiligten, endlich tätig zu
werden.

Es ist kaum zu glauben. Stefan D. bleibt mit seinem
behindertengerechten Hand-Bike beim Überqueren eines eigens dafür
vorgesehenen Überweges am Kreisverkehr Monte Mare hängen. Nichts
geht mehr ohne fremde Hilfe, er hat mitten in der Zufahrt zum
beliebten Sport- und Wellnessbad mit seinem Fahrzeug aufgesetzt und
steckt fest. Eine akute Gefahr für ihn und die Autofahrer, die zum
Monte Mare Bad abbiegen.

Norbert Pleuß, örtlich zuständiger Kreistagsabgeordneter,
schüttelt den Kopf. Vor fast einem Jahr hat er diesen Mangel bei
einem Ortstermin mit dem Rollstuhlfahrer festgestellt, folgend in den
verschiedenen Gremien thematisiert und um sofortige Abhilfe gebeten.
Was ist zwischenzeitlich passiert? Nichts. „Da gibt es offenbar ein
Gerangel um Zuständigkeiten“, so Pleuß und verweist auf den
Straßenverlauf. „Für die K36, eine Kreisstraße, ist der
Rhein-Erft-Kreis zu-ständig. Für die Auf- und Abfahrten der
Landstraße L279, die auf den Kreisverkehr stoßen, liegt die
Zuständigkeit beim Landesbetriebs Straßenbau NRW. Und ungeachtet
dessen ist örtlich die Stadt Bedburg zuständig“, erläutert
Pleuß.

Schon in der Ausschusssitzung für Umwelt und Strukturwandel der Stadt
Bedburg im November 2016 hat er die Forderung nach
behindertengerechten Überwegen in der Stadt formuliert. Diese
Forderung wurde im Rahmen der Inklusionsbemühungen der Stadt als
notwendig und „als bereits in Arbeit“ angesehen. Auch stieß er
mit seiner Forderung nach einer zwingend notwendigen Änderung der
Situation am Monte Mare Kreisel beim Leiter des Straßenbauamtes beim
Rhein-Erft-Kreis auf offene Ohren. Die besondere Herausforderung
bestehe eigentlich nur darin, einen Unternehmer zu finden, der freie
Kapazitäten für diesen ansonsten wohl eher kleinen Umbau habe. Da
gerade auf dem benachbarten Gebiet „Im Sonnenfeld“ von der Stadt
Bedburg beauftragte Bodenarbeiten durchgeführt wurden, fragte Pleuß
kurzerhand dort nach. Sollte kein Problem sein, so die Antwort, aber
man müsse das natürlich erst mit der Stadt abstimmen. Erkennbar sei
nichts passiert, stellt Pleuß fest.

Weiße Noppen- und Rippensteine, die sich deutlich vom dunklen Asphalt
abheben, helfen seh- und körperbehinderten Menschen beim Überqueren
einer Straße. Solche Spezialsteine wurden auch beim Bau der Überwege
am Kreisverkehr des Monte Mare Bades verwandt, damals genau nach
Vorschrift der DIN-Norm 32984. Diese schrieb eine deutlich erkennbare
und ertastbare Absenkung des Niveaus auf Straßenebene vor. Um diese
zu erreichen, wurden beim Bau der Übergänge am Monte Mare Kreisel
entsprechende Erhöhungen vorgesehen.

Was gut gemeint war, hat sich in der Praxis aber als nur bedingt
tauglich erwiesen. Rollstuhlfahrer bleiben an den Erhöhungen und
Absenkungen hängen, Radfahrer ärgern sich über die Verkantung des
Fahrweges, die zu Stürzen und zu einer Unwucht im Reifen führen
können, und Mütter müssen ihre Kinderwagen beim Überqueren der
Straße anheben. Diese und andere Gründe haben dazu geführt, dass
die DIN 32984 zwischenzeitlich modifiziert wurde.

„Den Worten müssen nun endlich Taten folgen und ich sehe die Stadt
hier in der Verpflich-tung“, sagt Pleuß und zeigt Verständnis,
dass Stefan D. mit seinem Handbike nicht zu einem weiteren Ortstermin
kommen will. „Bei den aktuellen Temperaturen wäre das ja wohl auch
eine ziemliche Zumutung“. Wenig Verständnis zeigt er dagegen für
das Gerangel um Zuständigkeiten. Aktuell werden jetzt auf dem
benachbarten Sonnenfeld Tiefbauarbeiten durchgeführt; da sollte es
doch möglich sein, die erhöhten Steine an den Überwege wieder
abzusenken. Wer schlussendlich Kostenträger sei, müsse und könne
die Verwaltung dann ja immer noch intern klären.

Die Stadt Bedburg zeigte sich auf Nachfrage über die Aussagen von
Norbert Pleuß irritiert: „Als erfahrener Kreistagsabgeordneter
sollte Herrn Pleuß die Zuständigkeiten bei den Baulasten von
öffentlichen Straßen eigentlich bekannt sein.“, so
Fachdienstleiter Torsten Stamm. „Selbst wenn wir wollten, dürften
wir gar nicht in eine fremde Baulast eingreifen. Und an dieser Stelle
handelt es sich um eine Kreisstraße. Daher haben wir bereits vor
einiger Zeit die Kollegen vom Rhein-Erft-Kreis auf diesen Mangel
aufmerksam gemacht und uns wurde versichert, dass man sich dieser
Sache auch annehmen werde. Dass es aufgrund der vielen Baustellen im
Kreisgebiet einige Zeit dauern kann, hätte man auch mit einem
einfachen Anruf dort erfahren können“, so Stamm weiter. Trotzdem
werde sich die Stadt Bedburg noch einmal der Sache annehmen und die
regelkonforme Herstellung der Überwege prüfen. Sollten sich hierbei
Unstimmigkeiten zeigen, so wird der Rhein-Erft-Kreis nochmal gebeten,
die Überwege zu überarbeiten.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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