Führung durch die Stadt
Spuren der jüdischen Bürger in Bedburg

Auf dem jüdischen Friedhof an der Kölner Straße berichtete Heinz Obergünner (in rot) vom Schicksal der jüdischen Bedburger. | Foto: Führer
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Bedburg - (mf) Das Rathaus in der Innenstadt, der Friedhof an der Kölner
Straße, die Stolpersteine an Hundsgasse und Lindenstraße –
überall in Bedburg finden sich Spuren jüdischen Lebens. Die
Kolpingsfamilie und der Geschichtsverein hatten zu einer Führung
eingeladen, um die Geschichte der Juden in Bedburg kennenzulernen.

Die Führung begannen die etwa 40 Personen auf dem jüdischen
Friedhof. Dort informierte Heinz Obergünner, Vorsitzender des
Geschichtsvereins, zunächst über jüdische Kultur. Gemäß
jüdischer Tradition seien die Friedhöfe Orte für die Ewigkeit,
sagte Obergünner. „Die Gräber dürfen nicht ausgehoben und wieder
belegt werden. Jedem Menschen steht im Judentum auf Ewigkeit ein
eigener, unversehrter Raum zu.“

Wichtiger als die Gräber auf dem Friedhof waren Obergünner aber die
Gräber der jüdischen Bedburger, die nicht auf ihm zu finden sind.
Viele wurden nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten
deportiert, einige verließen das Land. Zurückgekehrt sind nur
wenige. Obergünner berichtete etwa von Albert Franken, dem ehemaligen
Eigentümer des heutigen Rathauses. Seine krebskranke Mutter Frieda
Franken habe man in der Pogromnacht regelrecht aus dem Krankenhaus
geschmissen. Beide mussten in das heutige Israel auswandern – mit
kaum mehr als 20 Reichsmark im Gepäck. Die Summe entspricht heute
etwa 80 Euro. Ein weiterer jüdischer Bedburger, auf den Obergünner
aufmerksam machte, war Jakob Levy.

Levy wurde wegen Rassenschande verhaftet und verurteilt. Unter
Rassenschande verstanden die Nationalsozialisten die Beziehung
zwischen einer als arisch und einer als jüdisch bezeichneten Person.
Levy erhängte sich später in seiner Gefängniszelle mit einem
Handtuch. So jedenfalls lautete die offizelle Geschichte, an deren
Wahrheit Obergünner zweifelt. Die Teilnehmer der Führung zeigten
großes Interesse an Obergünners historischer Einordnung. Laut Markus
Krämer von der Kolpingsfamilie sei Aufklärung das Ziel der
Veranstaltung gewesen. „Wir wollen mit dieser Führung darauf
aufmerksam machen, dass die Ausgrenzung der Juden keine Sache ist, die
weit weg ist. Es ist eine Sache, die jeden von uns betrifft“, sagt
Krämer. Ihm persönliche liege vor allem das Schicksal der Bedburger
Juden am Herzen. Alleine war Krämer mit dieser Meinung nicht. Im
Anschluss an die Führung luden die Mitglieder der Kolpingsfamilie
noch zu einer Diskussion in das Café Kraus ein.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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