Rendschmidt
Olympische Träume vorerst vertagt

Den Rhein genießen geht auch anders, als wie Max Rendschmidt mit Sprints gegen den Strom zu paddeln. | Foto: S. Bartsch
  • Den Rhein genießen geht auch anders, als wie Max Rendschmidt mit Sprints gegen den Strom zu paddeln.
  • Foto: S. Bartsch
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Beuel - (hm) Die Teilnahme an Olympischen Spielen ist für jeden Athleten ein
Traum, den er gern einmal erleben möchte. Entsprechend sind die
Trainingsvorbereitungen mit Entbehrungen, Trainingslagern und
Qualifikationen besonders in den Nischensportarten, die weniger
medienwirksam und nicht ganzjährig ausgetragen werden.

Zu diesen Sportarten zählen auch der Kanurennsport und die Athleten
des Deutschen Kanu Verbandes, die seit jeher zu den Medaillenhamstern
zählen, sich sonst aber weltweit lediglich bei einigen Weltcups oder
einer WM messen können.

Zu den Medaillenhoffnungen gehört der Ramersdorfer Max Rendschmidt,
der seinen olympischen Traum bereits vor vier Jahren in Rio erleben
konnte und mit zwei Goldmedaillen in der Heimat jubelnd empfangen
wurde.

Auch er bereitete sich seit September intensiv auf Tokio 2020 vor,
besichtigte dabei zweimal die Wettkampfstätten, fuhr dort Testrennen
und war in den letzten fünf Monaten für vier Monate auf Achse.

Bereits im Dezember trainierte er drei Wochen lang in Florida, nahm am
Höhentrainingslager der deutschen Kanu-Elite in der Schweiz teil und
schaffte erneut Grundlagen für die Wettkämpfe bei einem weiteren
dreiwöchigen Camp in Florida. Nach einer weiteren Kraft- und
Trockentrainingswoche im Leistungszentrum Kienbaum stand vom 5. März
bis 19. März ein weiteres Trainingslager in Sevilla auf dem
Trainingsplan des Deutschland-Teams. Es endete jä am 13. März, als
die Kanuten erfuhren, dass Spanien wegen des Corona Virus die Grenzen
schließen würde.

Ab dann begann einen Trainingsodyssee. Mit Taxen und Leihwagen
verlegten die Athleten mit ihren Booten nach Portugal und wurden von
dort mit einer Linienmaschine ausgeflogen. Zwischenzeitlich erfolgte
durch den Internationale Kanu-Verband ICF die Absagen der Kanu
Weltcups in Szeged/Ungarn und auf der Wedau in Duisburg, die
Para-Kanu-Weltmeisterschaften sowie durch den DKV die deutschen
Ranglistenrennen im März und April in Duisburg. Die Verschiebung von
Olympia 2020 wurde zum Dauerthema.

Rendschmidt auf Nachfrage des SCHAUFENSTERS, nachdem er ab dem 16.
März sein individuelles Einzeltraining auf dem Rhein aufgenommen
hatte: „Obwohl ich das Ziel eines jeden leistungsorientierten
Sportlers, den Start bei Olympia, mit der Teilnahme in Rio und dem
Gewinn von zwei Goldmedaillen schon erreicht habe, ist eine Absage
für jeden Sportler ein herber Verlust. Alle arbeiten seit Jahren
konzentriert und trainingsintensiv auf die Spiele hin und viele
Sportler haben nur einmal die Chance daran teilzunehmen.“

Neun stramme Einheiten u.a. Grundlagen- und Sprinttrainingseinheiten
gegen den Strom bewältigte er bis zum 21. März am Beueler Rheinufer
und einem Nebenarm des Rheins in Rheidt. Als am Dienstag gegen 14:30
Uhr die Verschiebung der Spiele offiziell gemacht wurde, gab es auch
für die Kanuten endlich die geforderte Klarheit. Rendschmidt: „Wir
werden jetzt noch bis zum Wochenende locker trainieren, sind aber
gespannt wie intensiv danach weitergearbeitet wird und wie wir aus dem
kleinen Loch wieder herauskommen. Ob noch Wettkämpfe stattfinden
werden, wissen wir nicht, hoffen aber, dass unsere Funktionäre und
der ICF darüber nachdenken und entsprechend handeln. Es gibt aber
wichtigeres als Sport und wenn ich sehe was die Hilfskräfte leisten,
warte ich gern noch ein Jahr und hoffe, dass alle Fans nach der Krise
wieder gesund in den Stadien und Wettkampfstätten kommen können.“

Dr. Jens Kahl, Sportdirektor des DKV und Geschäftsführer
Leistungssport auf Nachfrage: „Wir müssen die Entscheidung erst
einmal sacken lassen und werden die Trainingsintensität bis Ostern
herunterfahren. Wir wollen dafür plädieren, dass die
Weltmeisterschaften, die für nichtolympische Disziplinen vom 9. - 12.
Juli in Szeged/Ungarn stattfinden sollten in den Herbst verlegt werden
und dann als Weltmeisterschaften für alle Disziplinen stattfinden. So
hätten die Athleten wenigstens noch ein Ziel, auf das sie Hinarbeiten
könnten.“

Zur Verschiebung der Spiele äußerte sich auch der Beueler Marc
Zwiebler, u. a. Vorstandsmitglied des „Vereins Athleten Deutschland
e. V“ abschließend und exklusiv im SCHAUFENSTER: „Auch wenn die
Verlegung der Spiele für viele Athleten und den Sport im Allgemeinen
ein herber Rückschlag ist, gibt es momentan wirklich wichtigeres als
Sport. Auch in dieser Krise sollten die Athleten als Vorbild agieren
und die Leute unterstützen, die zurzeit fantastische Arbeit leisten,
um die Krise zu meistern. Das IOC war gut beraten noch rechtzeitig
Klarheit zu schaffen und somit olympische Werte wie Solidarität
glaubhaft zu propagieren.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

22 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.