Der Nachrichtenkanal
Stadt-Klangkunst in der Welckerpassage

Maia  Urstad in der Welckerpassage. | Foto: we
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Bonn - Wer Ohren hat, zu hören, dem sei in diesen Tagen besonders die
Welckerpassage zwischen dem GOP-Theater und dem WCCB empfohlen. Die
amtierende Stadtklangkünstlerin Maia Urstad hat aus dem trotz
Illumination auf viele immer noch recht anonym und profan wirkenden
Fußgängertunnel eine sprechende interessante Erlebnisumgebung
gemacht.

Mit ihrer raum-ton-installation will sie „die Radio-Atmosphäre
einfangen.“ Sie sagt, dass sie im Tonarchiv der Deutschen Welle
etliche Beispiele gehört hat, die die Geschichte des Hörfunks
erzählen. Außerdem sei es für sie interessant gewesen, ausgerechnet
in Deutschland die Deutsche Welle erlebbar zu machen. Die ist
ansonsten bekanntlich ja ausschließlich im Ausland zu hören.

Also tönen Wortfetzen von links und rechts und auch von der Decke.
Nachrichtenreste in 31 Sprachen aus 31 Lautsprechern ertönen. Dazu
ein originalgetreues Knistern und Rauschen wie beim guten alten
Analogradio üblich. Ein Stück Zeitgeschichte. Ein Kosmos aus
Geräuschen, ein Weltall aus Wörtern.

„Ich habe versucht, einen eigenen Zugang zu dieser mir fremden Welt
zu finden“, sagt Maia. „Die verschiedenen Stücke schaffen eine
eigene Wirklichkeit, eine Präsenz von Rundfunk.“ Sie zeigen, so
Maia, außerdem die Veränderung in der Welt der Medien. Und zugleich
ihre Fremdheit, ihre Anonymität.“Es ist dieser „mix by
passing“, wie Maia es ausdrückt, die die gesamte Installation
interessant und unverwechselbar macht. Im Stundenabstand erfolgt ein
Neustart der Tonsequenz. Und von oben gibt es eine Morgen-, eine
Mittags- und eine Abendstimmung. Die Abendstimmung, lächelt Maia,
„is darker“, was in diesem Zusammenhang geheimnisvoller,
vielleicht auch unheimlicher, heißt. Das Ganze ist zu hören bis
Silvester 2018. Und es ist, darauf legt die Klangkünstlerin Wert,
„es ist ein Kunstwerk, keine Dokumentation.“

Maia Urstad, im Moment schon wieder in ihrer Heimat Norwegen,
vergleicht das aktuelle Bonner Schmuddelwetter gern mit ihrer Heimat.
„Is similar“ sagt sie. In Norwegen komme hinzu, dass es in dieser
Jahreszeit ab 3 Uhr nachmittags stockdunkel sei.

- Harald Weller

Maia  Urstad in der Welckerpassage. | Foto: we
Die Welckerpassage ist aus optischen wie akustischen Gründen einen Besuch wert. | Foto: mt
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RAG - Redaktion

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