Senioren demonstrierten in Hersel
Barrierefreier Ausbau der Linie 16 gefordert

„Senioren bleiben auf der Strecke!“ – Rund 50 ältere Damen und Herren protestierten, damit endlich die Bahnsteige entlang der Linie 16 barrierefrei ausgebaut werden. | Foto: Frank Engel-Strebel
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  • „Senioren bleiben auf der Strecke!“ – Rund 50 ältere Damen und Herren protestierten, damit endlich die Bahnsteige entlang der Linie 16 barrierefrei ausgebaut werden.
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Bornheim-Hersel - (fes) Mal eben zum Einkaufen von Uedorf oder Widdig nach Hersel?
Einen Behördengang im Bornheimer Rathaus erledigen? Oder ein
wichtiger Arzttermin in Bonn? Wer noch rüstig genug ist, für den ist
das kein Problem. Ab ins Auto oder in die Straßenbahnlinie 16 und los
geht die Fahrt. Für viele Senioren, Behinderte, aber auch Eltern mit
Kinderwagen sieht das oftmals anders aus. Denn die Bahnsteige der
Linie 16 sind in den Rheinorten nicht barrierefrei ausgebaut. Ein
großes Ärgernis, auf das vergangene Woche rund 50 ältere Damen und
Herren deutlich hinwiesen.

Der Bornheimer Seniorenbeirat hatte am Haltepunkt Hersel zu einer
Demonstration für den barrierefreien Ausbau der Bahnhöfe in Widdig,
Uedorf und Hersel aufgerufen.

Es wären sicherlich noch mehr gekommen, um ihren Unmut zu äußern,
meinte Ursula Klein (73), die Uedorf im Seniorenbeirat vertritt:
„Sie konnten aber nicht nach Hersel kommen, weil sie nicht in die
Bahn einsteigen konnten“, schilderte Klein das Dilemma. Ihre Wut
brachten die Senioren auf zahlreichen Protestplakaten zum Ausdruck:
„Senioren bleiben auf der Strecke!“, „Aussteigen unter
Lebensgefahr“ oder schlicht „Weg mit den Barrieren“ war auf den
Schildern zu lesen. „Einige von uns gingen bereits als Studenten
1968, also vor 50 Jahren, auf die Straße. Jetzt machen wir es
wieder“, betonte Günter Volk, Seniorenbeauftragter aus Kardorf.

„Nach Bonn … aber wie?“ fragte Senior Günter Pursch auf dem
Zettel, den er mitgebracht hatte. Seine Geschichte zeigt, mit welchen
Hindernissen behinderte Menschen konfrontiert werden, wenn sie die
Bahn nutzen möchten. Der 71-Jährige wohnt in Bornheim und sitzt seit
langem im Rollstuhl. Mehrmals im Monat muss er zu Arztterminen nach
Bonn, mit dem Bus könnte er problemlos die Linien 18 oder 16
erreichen. Dort beginnt dann das Problem: „Möchte ich in die Linie
18 einsteigen, bleibe ich hängen und in die Wagen der Linie 16 kommen
Sie gar nicht rein.“ Auch der Linienbus ist keine Alternative für
ihn. Denn die Fahrt dauert bis zu einer Stunde und das ist für ihn
aus gesundheitlichen Gründen nicht zu bewältigen. Bleibt nur das
Taxi. Aber eine Fahrt schlägt da schnell mit 25 Euro zu Buche. Im
Monat kommt er so auf gut 200 Euro Kosten, die die Krankenkasse
allerdings nicht übernimmt. Unnötige Ausgaben, denn mit der Bahn
hätte er sogar freie Fahrt, weil er einen Schwerbehindertenausweis
besitzt. Er dürfte auch kostenfrei eine Begleitung mitnehmen, doch
die ist nicht immer zur Stelle oder sie schafft es nicht, ihn im
Rollstuhl in die Bahn zu bugsieren.

Bis irgendwann einmal die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) die
Bahnsteige zwischen Urfeld und Hersel barrierefrei ausgebaut hat,
könnten Fahrgastbegleiter helfen, so Pursch. Das fordert auch
Gabriela Knütter, Vorsitzende des Seniorenbeirats. Ihre Idee: Auf
jeder Fahrt der Linie 16 ist ein Fahrtgastbegleiter mit an Bord, der
hilfsbedürftigen Menschen beim Ein- oder Ausstieg hilft. Eine
entsprechende Kennzeichnung am Wagen zeigt den Reisenden, wo dieser
Begleiter zu finden ist. In anderen Städten gibt es dies bereits, so
Knütter, wie sie kürzlich in ihrem Urlaub in Stralsund selbst erlebt
hat.

Vor Ort war auch Christian Lorenz, Pressesprecher bei der Häfen und
Güterverkehr Köln AG (HGK), der sich für den barrierefreien Ausbau
aussprach. Ein entsprechender Vertrag zwischen den Städten Bornheim
und Wesseling wurde bereits 2017 geschlossen. Derzeit hat die HGK eine
Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Ergebnisse werden im Oktober
erwartet. „Der Ausbau der Bahnsteige hat für uns Priorität“,
betonte Lorenz. Eine Wiederaufnahme des Güterverkehrs auf den Gleisen
der Linie 16 strebe die HGK nicht an, so Lorenz. Die Option bleibe
aber dennoch bestehen: „Wenn ein anderes
Eisenbahnverkehrsunternehmen an uns herantritt, sind wir
gesprächsbereit. Priorität hat aber der Ausbau der Bahnsteige.“

Die Aktion in Hersel soll nicht die letzte gewesen sein. Gabriela
Knütter kündigte an, auch an den Bahnhaltepunkten in Widdig und
Uedorf für das Anliegen aufmerksam zu machen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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