Radfahrer sind unzufrieden
Schlechte Noten im Rhein-Sieg-Kreis

Die Radfahrer im Rhein-Sieg-Kreis sind unzufrieden: Beim Fahrradklimatest erreichte der Kreis in der Bewertung der Radler nur eine Durchschnittsnote von 4.10 Punkten. | Foto: Michael Gaida auf Pixabay
  • Die Radfahrer im Rhein-Sieg-Kreis sind unzufrieden: Beim Fahrradklimatest erreichte der Kreis in der Bewertung der Radler nur eine Durchschnittsnote von 4.10 Punkten.
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Rhein-Sieg-Kreis - Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz haben der
Rhein-Sieg-Kreis und der ADFC Bonn/Rhein-Sieg jetzt die Ergebnisse des
Fahrradklimatests für den Rhein-Sieg-Kreis vorgestellt.

Der Fahrradklimatest ist eine bundesweit durchgeführte Befragung der
Radfahrenden. Sie wird vom Bundesverkehrsministerium gefördert und
ist weltweit die größte ihrer Art. Die Befragten bewerteten ihre
Stadt oder Gemeinde hinsichtlich 27 fahrradbezogener Kriterien auf
einer Schulnotenskala von 1-6.

Die Kommunen wurden in fünf Gruppen entsprechend ihrer
Einwohnerzahlen eingeteilt, wodurch eine bessere Vergleichbarkeit
gewährleistet wird. Die Ergebnisse der im Herbst 2018 durchgeführten
Befragung liegen nun vor.

„Die um 40% gestiegene Teilnehmerzahl zeigt das wachsende Interesse
am Thema Radfahren. Auch wenn die Ergebnisse nicht repräsentativ
sind, nehmen wir sie sehr ernst“, sagte Landrat Sebastian Schuster.
Er ist sich aber sicher, dass in den kommenden Jahren wieder bessere
Ergebnisse erreicht werden können. So geht z.B. nach Jahren der
Planung in wenigen Wochen das linksrheinische Fahrradverleihsystem der
RVK in Betrieb.

Durchschnittsnote 4,10 im Rhein-Sieg-Kreis

Hier gibt's die Ergebnisse im einzelnen:

www.fahrradklima-test.de

Der Rhein-Sieg-Kreis kommt nun insgesamt auf eine Durchschnittsnote
von 4,10 (2016: 3,92) und liegt damit etwas schwächer als der
ebenfalls rückläufige Bundestrend. „Das Ergebnis ist aus Sicht des
ADFC alarmierend“, sagte Annette Quaedvlieg, Vorsitzende des ADFC
Bonn/Rhein-Sieg.

Keine Kommune konnte sich verbessern. In zahlreichen Städten und
Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises ist das Ergebnis zum Teil deutlich
schlechter als noch vor zwei Jahren.

Dr. Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC für den
rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, erläuterte: „Für mich zeigt
sich darin, dass die Infrastruktur mit den steigenden Bedürfnissen
von immer mehr und schneller fahrenden Radlerinnen und Radlern nicht
Schritt hält.“ Radschnellwege beispielsweise stünden immer
stärker im Fokus der politischen Diskussion – doch aktuell gebe es
für die Radfahrenden in der Realität noch keine Umsetzung. „Hier
müssen unbedingt zeitnah Erfolge realisiert werden“, forderte
Lorscheid.

Ergebnisse der einzelnen Kommunen

Die Bewertung in den einzelnen Kommunen des Kreises fällt durchaus
unterschiedlich aus:

In der Gruppe der Städte mit 20.000 bis 50.000 Einwohnerinnen und
Einwohnern belegt Meckenheim im bundesweiten Vergleich mit der
Gesamtnote 2,96 den vierten Platz. Gewinner ist die Stadt Baunatal in
Nordhessen mit der Note 2,67.
Mit Abstand folgen Lohmar (3,66; Platz 75 von 311),
Niederkassel (3,87; Platz 147 von 311) und Swisttal aus
der Gruppe der kleineren Gemeinden (3,86; Platz 104 von 186).

Alle anderen Kommunen haben ein vergleichsweise schlechtes Ergebnis.
Auffallend sind die starken Verluste in Troisdorf (4,1, -0,6)
und in den beiden Siebengebirgsstädten Königswinter (4,5,
-0,6) und Bad Honnef (4,5, -0,4).

„Das Ergebnis in Königswinter ist sicherlich im Zusammenhang mit
der Umgestaltung des Rheinradweges zu sehen“, erläutert die
ADFC-Vorsitzende Annette Quaedvlieg. Die vorgenommene Änderung der
Verkehrsregelung am Rheinufer haben bisher nicht die erhoffte
Akzeptanz bei allen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern
gefunden.

Das Meckenheimer Ergebnis zeigt für den ADFC erneut eindrucksvoll,
was möglich ist, wenn es eine Kommune mit der Fahrradförderung ernst
meint. „Gerade vor dem Hintergrund von Klimaschutz und
Feinstaubbelastung wäre eine umfassende Förderung des Radverkehrs
sehr wichtig“, gab Quaedvlieg zu Bedenken.

Stärken und Schwächen im Rhein-Sieg-Kreis

Im Durchschnitt die besten Noten erhielten die Kreiskommunen bei der
Bewertung der Innenstadt-Erreichbarkeit (3,1), der Fahrrad-Wegweisung
(3,1) bei der Ermöglichung zügigen Radfahrens (3,3) sowie bei der
Öffnung von Einbahnstraße (3,3). Dabei fiel die Bewertung der
Fahrradwegweisung um 0,1 Notenstufen besser als der Bundesdurchschnitt
vergleichbarer Kommunen aus, ebenso wie der Fahrraddiebstahl.

Die schlechtesten Noten erhielten die Kreiskommunen wie vor zwei
Jahren bei öffentlichen Leihradsystemen (5,1) sowie bei der
Falschparkerkontrolle auf Radwegen und der Führung an Baustellen
(jeweils 4,7). Die spezifischen Schwächen der Kreiskommunen liegen
weiterhin bei der Fahrradförderung in jüngster Zeit, bei der
Reinigung der Radwege und bei der Fahrradmitnahme im ÖPNV, die im
Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands jeweils 0,4 Notenstufen
schwächer bewertet wurden.

Bei einigen Punkten wird es allerdings Schwierigkeiten geben, bessere
Noten zu erreichen. „Im Gegensatz zu anderen Regionen ist unser
ÖPNV sehr gut ausgelastet – in Spitzenzeiten bereits jetzt
überlastet. Grundsätzlich haben Fahrgäste,
Mobilitätseingeschränkte sowie Eltern mit Kinderwagen in Bus und
Bahn Vorrang vor dem Fahrrad“, warb Landrat Sebastian Schuster um
Verständnis gegenüber dem ADFC.

Der ADFC wird in den nächsten Wochen – zumeist gemeinsam mit den
jeweiligen Kommunen – die lokalen Ergebnisse genauer analysieren und
diese im Anschluss in lokalen Medienterminen der Öffentlichkeit
vorstellen. 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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