Notdienstpraxis Beuel
Geplante Schließung sorgt für Diskussionen

Das Beueler St. Josef-Krankenhaus ist seit 15 Jahren der bewährte Standort für die Notdienstpraxis. | Foto: Müller
  • Das Beueler St. Josef-Krankenhaus ist seit 15 Jahren der bewährte Standort für die Notdienstpraxis.
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Beuel - Wer in Beuel abends oder nachts, an Feiertagen oder Wochenenden Hilfe
vom Hausarzt benötigt, der kann sich an die Notdienstpraxis wenden.
Seit 2006 stellt der Verein „KV Notdienstpraxis Bonn-Beuel e.V.“
die diensthabenden Ärzte, bezahlt die medizinischen Fachangestellten
nebst Materialien und bekommt die Praxisräume kostenfrei vom St.
Josefs Krankenhaus Beuel überlassen. Seitdem hat sich das Beueler
Modell bewährt. Patienten, die diensthabenden Hausärzte und die
Notfallambulanz sind gut aufeinander abgestimmt. Man weiß wo man mit
welcher Krankheit hin muss. Notfalls werden die Hilfesuchenden zum
entsprechenden Arzt dirigiert.

Für reichlich Aufregung sorgte da die Ankündigung, die
Notdienstpraxis im St. Josef-Krankenhaus zum 1. Oktober schließen zu
wollen. Dies entspreche dem seit Jahren geplanten Vorhaben der
Düsseldorfer Zentrale, die verpflichtende Notfallbereitschaft
niedergelassener Ärzte zu straffen und zu vereinheitlichen, so Bernd
Voigt, Vorsitzender der örtlichen Kassenärztlichen Vereinigung. Die
zentrale Notfallversorgung solle nach den aktuellen Plänen statt
dessen am St. Petrus-Krankenhaus angesiedelt werden.

„Mit Blick auf die vom Gesetzgeber und auch der Landespolitik
geforderte intensivierte Zusammenarbeit zwischen Niedergelassenen und
Krankenhäusern bei der Notdienst-Versorgung, bauen wir in ganz
Nordrhein bereits seit Jahren das Netz so genannter
„Portal-Praxen“ aus, in denen Kassenärzte und Krankenhausärzte
die Akutpatienten kooperativ versorgen und dabei räumlich direkt
miteinander verzahnt arbeiten“, erklärt Christopfer Schneider,
Pressesprecher der KVNO. Deshalb wolle man eine „große
Portalpraxis“ im Gemeinschaftskrankenhaus St. Petrus ab Oktober in
Betrieb nehmen und den ambulanten Notdienst direkt in die Ambulanz der
Klinik integrieren. „Der Betrieb der Notdienstpraxis am St.
Josef-Hospital in Beuel wird zum 1. Oktober eingestellt, da die o.g.
Strukturen und Voraussetzungen an diesem Standort nicht entsprechend
vorliegen.“

Bislang war der Notdienst im Bonner Zentrum auf die Hausarztpraxen
verteilt. Während in Bad Godesberg jährlich rund 17.000 Patienten im
Waldkrankenhaus und etwa gleichviel im Helios-Klinikum auf dem
Hardtberg „Notdienstversorgt“ wurden, soll die Notdienstpraxis in
Beuel „lediglich“ von ca. 8.000 – 10.000 Erkrankten frequentiert
worden sein.

Die Bonner Grünen, die sich in ihren Programmen zur Kommunalwahl für
den Erhalt der derzeitigen Krankenhaus- und Notfallversorgung in Bonn
und Beuel ausgesprochen hatten, sehen mit gemischten Gefühlen, dass
die bisherige dezentrale rechtsrheinische Lösung nun zu Ende geht.
„Für kranke Menschen aus der rechtsrheinischen Peripherie entstehen
mit der Rheinquerung weitere Wege“, so deren gesundheitspolitischer
Precher, Detmar Jobst. „Die Parkraumsituation am St.
Petrus-Krankenhaus, aber auch lange Wartezeiten in einer zentralen
Notfallstelle, stehen einer verbesserten Versorgung entgegen. Bei
Grippewellen oder gar Pandemien erscheint mir eine Zentralisierung
ebenfalls nicht sehr sinnvoll. Zumindest sollte aber die bisherige
Versorgung in Beuel erhalten bleiben, bis das St. Petrus-Krankenhaus
für alle Notfälle perfekt gerüstet ist!“

Werner Koch, Fraktionssprecher der CDU in der Bezirksvertretung Beuel:
„Die Nachricht von der bevorstehenden Schließung hat mich
schockiert, zumal wir noch im letzten Jahr diesbezüglich im
intensiven Gedankenaustausch mit der Krankenhausleitung waren, um
genau dieses Szenario abzuwenden. Es kann einfach so nicht hingenommen
werden, denn die Notfallversorgung würde sich für Beuel drastisch
verschlechtern. Die Notfallambulanz in St. Josef wird überlastet
werden.“

Vor allem aber die Beueler Ärzte traf die Nachricht von den Plänen
der KVNO überraschend. „Über die Entscheidungen, die ja nach
Aussagen der Kreisstellen schon Faktenlage seit April 2020 seien,
erfuhren wir kurzfristig“, so Paul Pieper, Vorstand des Vereins
Notfallpraxis Bonn-Beuel e.V.. Raum für konstruktive Mitgestaltung
habe es für die Ärzte vor Ort nicht gegeben. „Wir treten der
Zentralisierung von Versorgungsstrukturen, zum alleinigen Zweck der
Wirtschaftlichkeit unter Führung zweier GmbHs, entgegen und stehen
für eine Selbstorganisation der Ärzteschaft zum Versorgungszweck der
Patienten“, betont Pieper.

Er fordert den Verbleib der Organisationsstrukturen in Händen der
ärztlichen Selbstverwaltung. In der Notfallversorgung solle der
gemeinnützige Zweck erhalten bleiben. „Daher akzeptieren wir
keinerlei wirtschaftliche Argumente seitens einer
Betreibergesellschaft, dass unser Standort nicht wirtschaftlich genug
sei!“

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RAG - Redaktion

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