Doppelkirche
Dr. Hanna Christine Jacobs untersucht Bilder der Doppelkirche in Schw ...

Blick aus dem Nordarm der Unterkirche nach Süden. | Foto: Hanna Christine Jacobs
  • Blick aus dem Nordarm der Unterkirche nach Süden.
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Bonn - (red) Welche Funktion haben die hochmittelalterlichen Wandmalereien in
der Schwarzrheindorfer Doppelkirche? Wie wirkten sie als politisches
Instrumentarium im Umfeld von König Konrad III.? Diesen Fragen geht
Dr. Hanna Christine Jacobs in ihrer Forschung am Kunsthistorischen
Institut der Universität Bonn nach. Die Wissenschaftlerin wird mit
einem Stipendium der Gielen-Leyendecker-Stiftung gefördert. Deshalb
kann sie zwei Jahre lang ohne Lehrverpflichtung ihr Forschungsvorhaben
verfolgen.

Die Wandmalereien der Doppelkapelle von Schwarzrheindorf gehören nach
der Einschätzung der Kunsthistorikerin zu den außergewöhnlichsten,
umfangreichsten und – wie die jüngste Restaurierung zeigen konnte
– auch zu den besterhaltenen Deckenmalereien im Europa des 12.
Jahrhunderts. „Das Bildthema der Visionen des alttestamentlichen
Propheten Ezechiel ist in der Ausführlichkeit beispiellos, mit der es
in den Bilderzählungen Schwarzrheindorfs verhandelt wird“, sagt Dr.
Jacobs. Der aktuelle Forschungsstand trage dieser bemerkenswerten
Sonderstellung noch nicht genügend Rechnung.

Die Wissenschaftlerin widmet sich vor allem dem Zusammenspiel von
Architektur und Bildprogramm: Wie wird durch die Form des Raumes die
Wirkung der Wandmalereien betont? Welchen Effekt hat der
architektonische Zuschnitt auf die Wahrnehmung der Bilder? „Die
Malereien haben mehrere Bedeutungsebenen“, berichtet die
Kunsthistorikern. Als Darstellungen im Sakralraum bilden sie den
Rahmen der Liturgie und besitzen religiöse Funktionen der Vermittlung
der Glaubensinhalte und der Vertiefung darin. Aber in ihrem
politischen und sozialen Kontext sind sie auch ein Ausdruck bestimmter
Ideen und Haltungen ihrer Zeit und insofern als historisches Dokument
analysierbar.

Der Auftraggeber der Wandmalereien Arnold von Wied gehörte in der
Mitte des zwölften Jahrhunderts zu den führenden Persönlichkeiten.
Als Kanzler Konrads III. und späterer Kölner Erzbischof zählte er
zum engsten Umkreis des Königs, den er von 1147 bis 1149 auf dem
zweiten Kreuzzug begleitete. Jacobs: „Der König und mit ihm
zahlreiche weitere Vertreter der politischen, geistlichen und
intellektuellen Elite des Reiches waren bei der Weihe der
Schwarzrheindorfer Kirche im Jahr 1151 anwesend.“

Zeit großer UmbrücheDas zwölfte Jahrhundert sei eine sehr bewegte
Zeit mit großen Umbrüchen gewesen, in der viele alte Gewissheiten
verloren gingen. „Mein Projekt wird dazu beitragen, mehr über das
Selbstverständnis eines Kölner Erzbischofs im Spannungsfeld zwischen
König und Papst herauszufinden und über die Funktion der Bilder als
politisches Instrumentarium im Umfeld der Macht“, sagt die
Wissenschaftlerin.

Zuvor war Dr. Jacobs als Lehrkraft am kunsthistorischen Institut der
Universität Köln beschäftigt, promoviert hatte sie an der
Universität Bonn. „Es ist ein Geschenk, dass ich dank des
Gielen-Leyendecker-Fellowships an meine Alma mater Bonn zurückgekehrt
bin und mit meinem Ansatz zu einem Objekt hier in der Region arbeiten
kann“, sagt die Wissenschaftlerin. Das Stipendium der
Gielen-Leyendecker-Stiftung ermöglicht Dr. Jacobs nun in der
kunsthistorischen Forschung das eigene Projekt: Sie erhält für zwei
Jahre 85.000 Euro jährlich für ihre Stelle, Hilfskräfte sowie
Sachmittel und Reisekosten.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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