Inklusion am Arbeitsplatz
Beratung und Unterstützung für Menschen mit Behinderung

Beraten, vermitteln, integrieren: Marcel Haag hofft gemeinsam mit seiner Mutter Gabi Haag, dass ihm über die IIA vertreten durch Uwe Flohr und Marie-Luise Hartung, der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt gelingt. | Foto: Frank Engel-Strebel
  • Beraten, vermitteln, integrieren: Marcel Haag hofft gemeinsam mit seiner Mutter Gabi Haag, dass ihm über die IIA vertreten durch Uwe Flohr und Marie-Luise Hartung, der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt gelingt.
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Alfter - Seit fünf Jahren gibt es die Initiative Inklusiver Arbeitsmarkt
Alfter. Ehrenamtliche Kräfte vermitteln Menschen mit Behinderung in
den Arbeitsprozess und bringen Arbeitgeber und Arbeitssuchende
zusammen. In Alfter und in der gesamten Region Bonn/Rhein-Sieg.

Marcel Haag hört seinem Gegenüber aufmerksam zu. Wer sich mit dem
29-jährigen Alfterer unterhalten möchte, der muss sich allerdings
ein wenig Zeit lassen, denn Marcel Haag ist von Geburt an gehörlos.
Er liest von den Lippen seiner Gesprächspartner ab. Seit seinem
achten Lebensjahr trägt er ein Cochlea-Implantat, eine Hörprothese.
Dadurch kann der junge Mann teilweise auditive Signale wahrnehmen und
sein Leben eigenständig gestalten.

So gelang es ihm erfolgreich die Hauptschule und später eine
Ausbildung zum Offset-Drucker abzuschließen. Seitdem hat er in
mehreren Unternehmen gearbeitet, zuletzt vor allem als Lagerist im
Verpackungsbereich. 2010 zog er zu seiner damaligen Freundin nach
Mannheim, vor sechs Jahren kehrte er zurück nach Alfter. Hier leben
auch seine Eltern Gabi und Harald Haag.

Marcel Haag selber hat aber eine eigene Wohnung. Zuletzt arbeitete er
in kleinem Internetversandhandel in Dransdorf als Lagerist. Da es dem
Unternehmen wirtschaftlich nicht mehr gut ging, erhielt er vor einigen
Wochen die betriebsbedingte Kündigung. Nun ist er auf Jobsuche. Hilfe
erhofft er sich neben der eigenständigen Suche nach einer neuen
Arbeit auch von der Initiative Inklusiver Arbeitsmarkt Alfter (IIA).
Sein Wunsch: Schon bald möchte er wieder in der Lagerlogistik
arbeiten.

„Wir beraten und unterstützen Menschen mit einer Behinderung, ob
körperlich oder geistig, dabei, eine Arbeit und Unternehmer zu
finden, die bereit sind Menschen mit einem Handicap eine Chance für
ein Praktikum, eine Ausbildung oder eine Arbeitsstelle zu geben“,
erläuterten Marie-Luise Hartung und Uwe Flohr vom Vorstand der IIA.
In den vergangenen Jahren ist ein umfangreiches Netzwerk entstanden.
So helfen die Ehrenamtler den Betroffen dabei, die passenden Anträge
auf Hilfen zu stellen, stehen in engem Kontakt zur Agentur für
Arbeit, Schulen und potentiellen Arbeitgebern. Arbeitgeber können
beispielsweise über die Arbeitsagentur und später über den
Landschaftsverband Rheinland Lohnkostenzuschüsse und Gelder für die
Ausstattung der Arbeitsplätze beantragen, wenn sie einen Mitarbeiter
mit Handicap beschäftigen. Im Fall von Marcel Haag könnten sogar die
Kosten für einen Gebärdendolmetscher von den Behörden übernommen
werden.

Das Thema Inklusion scheint bei vielen Unternehmern noch nicht auf der
Tagesordnung zu stehen. Hier muss die IIA weiter dicke Bretter bohren.
Zwar konnten laut Marie-Luise Hartung 20 Praktika in den vergangenen
Jahren eingeleitet werden, unter anderem bei der Gemeinde Alfter, dem
Unternehmen Faßbender Tenten in Alfter, einem Bonner Kfz-Zulieferer,
aber auch mit den Edeka-Märkten Mohr in Alfter und Bonn. Mit
Geschäftsführerin Kirsten Mohr schloss die IIA kürzlich eine
Kooperationsvereinbarung um Menschen mit Behinderung in Praktikum und
Ausbildung zu bringen. Bislang konnten über die Initiative sechs
Männer und Frauen in ein festes Arbeitsverhältnis vermittelt werden.
Rund 100 Beratungsgespräche wurden geführt.

„Wichtig ist uns zu betonen, dass wir zwar den Namen Alfter im Namen
tragen, weil wir uns in Alfter gegründet haben, wir orientieren uns
aber über die Gemeinde Alfter hinaus und vermitteln sowohl für Bonn
als auch für den gesamten Kreis“, ergänzte Uwe Flohr.

Marcel Haag hofft schon bald wieder sein eigenes Geld verdienen zu
können. Doch nicht nur das, ihm ist es auch wichtig, einen geregelten
Tagesablauf zu haben und einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen.
„Das größte Kompliment für Menschen mit einem Handicap ist es,
wenn sie Anerkennung erfahren durch eine feste Stelle und wissen,
wofür sie morgens aufstehen“, fügte Uwe Flohr hinzu. Wer Marcel
Haag oder anderen Menschen mit einer Behinderung helfen möchte, der
wendet sich direkt an die IIA.

Infos kompakt

Initiative Inklusiver Arbeitsmarkt Alfter

Marie-Luise Hartung

Tonnenpütz 19

53347 Alfter

Tel.: 0 22 22/9 9571 91

E-Mail: kontakt@iia-alfter.de

Internet: www.iia-alfter.de

Unverbindliche Beratungsgespräche:

Jeden 2. Montag im Monat

Rathaus Alfter, Am Rathaus 7, 53347 Alfter-Oedekoven, 15.30 Uhr bis
17.30 Uhr.

Terminhinweis

Gemeinsam mit den Bonner Werkstätten der Lebenshilfe Bonn und dem
Kunstmuseum Bonn ist es der Initiative Inklusiver Arbeitsmarkt Alfter
gelungen, die Ausstellung „Vielfalt“ im Alfterer Rathaus in
Oedekoven zu präsentieren. 14 Menschen mit Behinderung zeigen ihre
Werke und Eindrücke. Die Ausstellung wird am Dienstag, 3. März, um
17 Uhr eröffnet und wird bis zum 24. März zu besichtigen sein. Der
Eintritt ist frei.

- Frank Engel-Strebel

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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