Besser Rippe brechen als sterben lassen
Irmgardis-Schüler üben Wiederbelebung

Zwei Schülerinnen üben die stabile Seitenlage. Grundvoraussetzung für die stabile Seitenlage: Der Bewusstlose atmet. | Foto: Broch
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Bayenthal - (sb). „Boh, ist das anstrengend!“ oder „Mir tun richtig die
Hände weg!“ sagten die Schüler der 9c des Irmgardis-Gymnasiums,
nachdem sie drei Minuten lang eine Herzdruckmassage an Übungspuppen
durchgeführt hatten. Bei allen Schülern der Bayenthaler Einrichtung,
von der 7. bis zur 11. Jahrgangsstufe, stand „Laienreanimation“
auf dem Stundenplan. Die Aktion fand statt im Rahmen des Projektes des
Landes „Laienreanimation an Schulen in NRW“. Organisiert hatten
den Tag am Irmgardis-Gymnasium die Lehrerinnen Marion Wehnes und Lisa
Hoffmann. Die beiden leiten auch den Schulsanitätsdienst.
Unterstützt wurden sie von Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuzes
(DRK), Eltern, die in medizinischen Berufen arbeiten wie Ärzte,
Krankenschwestern oder Rettungssanitätern, und Schulsanitätern.

Zwei Schulstunden übten die Kinder und Jugendlichen Notruf
abzusetzen, stabile Seitenlage und Herzdruckmassage. „Stellt euch
vor, ihr kommt aus dem Kino und seht einen Menschen auf dem
Bürgersteig liegen, der bewusstlos ist. Was macht ihr?“, fragte
Gregor Semmelmann die Schüler. Semmelmann ist niedergelassener Arzt
in Rodenkirchen, Vater und war an diesem Tag in das Gymnasium
gekommen, um die Aktion zu unterstützen. Hingehen, ansprechen,
rütteln und feststellen, ob der Mensch wirklich bewusstlos ist,
lautete die Antwort. Ist er bewusstlos, sind zwei Dinge zu
kontrollieren: Puls und Atmung. „Wenn der Mensch atmet, bringen wir
ihn in die stabile Seitenlage“, erklärte Schulsanitäter Nicklas
Kusenbach (14). Wie das geht und worauf genau zu achten ist, machte er
an seinem Kollegen Paul Willecke vor. Im Anschluss übten es alle
Schüler unter Anleitung der beiden Schulsanitäter, Lehrerin Hoffmann
und Arzt Semmelmann. „Im ungünstigen Fall atmet der Bewusstlose
nicht. Dann müsst ihr, nachdem ihr den Notruf abgesetzt habt, sofort
eine Herzdruckmassage starten“, erklärte Semmelmann. Kusenbach und
er machten vor, wie das geht. „Ihr müsst das volle Pulle machen,
das ist echt anstrengend. Ihr könnt nichts falsch machen, selbst wenn
ihr dem Bewusstlosen eine Rippe brecht. Die Alternative wäre der
Tod“, erklärte der Arzt eindringlich.

Wehnes und Hoffmann hatten sich bei der Bezirksregierung Köln
beworben, damit ihre Schule am Projekt teilnimmt. „Wir wollen, dass
die Schüler wissen, wie Wiederbelebungsmaßnahmen gehen. Wir wollen
das mit ihnen üben, damit sie sich auch trauen, es im Ernstfall
durchzuführen. Das kann Leben retten“, erläuterten sie.
Untersuchungen zufolge starten im Notfall nur 15 Prozent der Deutschen
mit Wiederbelebungsmaßnahmen, in Skandinavien liegt dieser Wert bei
etwa 60 Prozent. „Würden wir auf skandinavisches Niveau kommen,
könnten jedes Jahr etwa 5.000 Menschenleben gerettet werden“,
schilderte Hoffmann.

Das Projekt ist für die Schulen kostenfrei und läuft zunächst von
2017 bis 2020. Infos unter www.schulministerium.nrw.de (Stichwort
„Laienreanimation“). Ansprechpartner bei der Bezirksregierung
Köln und Anmeldung bei Peter Lambertz unter Telefon 0221/ 147-2524
oder per E-Mail an peter.lambertz@bezreg-koeln.nrw.de

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