Abriss Rodenkirchener Brücke?
Ausbau der A4 könnte Neubau erforderlich machen

Die Rodenkirchener Brücke gilt als Wahrzeichen für den Stadtteil am Rhein. Viele Rodenkirchener können sich ihren Ort wohl kaum ohne sie vorstellen.  | Foto: Broch
  • Die Rodenkirchener Brücke gilt als Wahrzeichen für den Stadtteil am Rhein. Viele Rodenkirchener können sich ihren Ort wohl kaum ohne sie vorstellen. 
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Rodenkirchen - (sb). „Damit haben wir nicht gerechnet. Wir waren total
irritiert“, schilderte Dieter Maretzky, Vorsitzender der
Bürgervereinigung Rodenkirchen e.V. Im Februar hatte der Verein zu
einer Info-Veranstaltung zur neuen geplanten Rheinspange geladen. Das
durchaus umstrittene Projekt soll die Autobahnen 555 und 59
verbinden.

Dabei erklärten Vertreter des Landesbetriebs Straßen NRW, dass auch
die A4 zwischen den Autobahnkreuzen Köln-Süd und Köln-Gremberg
über eine Länge von rund 5,5 Kilometern ausgebaut werden soll. Davon
ist die Rodenkirchener Brücke betroffen, denn die A4 führt über das
Bauwerk. „Dabei erfuhren wir, dass ernsthaft geprüft wird, ob die
Brücke dafür abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden
soll“, beschrieb Maretzky. „Wir dachten, das kann doch gar nicht
sein! Die Brücke ist das Wahrzeichen von Rodenkirchen“, sagte er
bestürzt.

Die Brücke sei überlastet, erläuterte Timo Stoppacher von Straßen
NRW auf Nachfrage. „Die sechs Fahrstreifen reichen heute schon
nicht. Die Brücke muss auf jeden Fall ausgebaut werden. Das ist
Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans 2030. Wenn die Rheinspange
kommt, dann werden wohl acht Fahrbahnen reichen. Sollte sie nicht
kommen, kommen wir auch mit acht Spuren nicht hin“, sagte er. Die
Brücke sei zwar breit, aber acht Fahrstreifen seien dort nicht
möglich, beschrieb er. „Das geht nicht wegen der Lastenverteilung,
das ist statisch ausgeschlossen“, erklärte er. Auch einfach
anbauen, sei nicht sinnvoll aufgrund des Alters der Brücke, so
Stoppacher. Ein Teil stamme aus den 1950er Jahren und sei damit schon
recht alt. „Beim Bau der Brücke ging man von einer Lebensdauer von
hundert Jahren aus. Das heißt, würde man einfach anbauen, hätte man
einen sehr alten Teil, an den man in etwa 20 Jahren wieder ran
muss“, führte er aus. „Zudem sind die Brücken, die früher
gebaut wurden – auch noch die, die in den 80er Jahren entstanden
sind - unter anderen Prämissen gebaut. Damals war die
Verkehrsbelastung erheblich niedriger“, sagte er. Generell sei man
erst ganz am Anfang der Planungen, teilte er mit. Zudem steht der
Ausbau der A4 über die Brücke in Abhängigkeit zur neuen Rheinspange
553. „Erst wenn man weiß, wo diese herführen wird und wie sie
umgesetzt wird, weiß man, was an der Brücke gemacht werden muss“,
so Stoppacher. Die Entscheidungen hinsichtlich der Rheinspange sollen
dieses Jahr fallen, meinte er. Klar sei schon jetzt, dass es sehr
schwierige Arbeiten würden an der Brücke, sagte der Straßen
NRW-Mitarbeiter. „Wir müssen ja auch in dieser Zeit den Verkehr
aufrecht und die Fahrbahnen offen halten“, erklärte er. Gegen einen
Ausbau ist die Bürgervereinigung nicht. Der solle aber auf der
nördlichen Seite passieren, da südlich die Wohnbebauung zu nah sei,
so Maretzky. „Die alte Brücke soll aber erhalten bleiben! Für uns
ist das eine sehr emotionale Sache“, sagte er.

Die Rodenkirchener Brücke

Der Bau an der Rodenkirchener Brücke begann im Jahr 1938, 1941 wurde
sie fertiggestellt. Zunächst verfügte das Bauwerk über zwei
Fahrbahnen, einen mittig verlaufenden Radweg und zwei außen liegende
Fußwege und hieß Adolf-Hitler-Brücke. Sie galt zu ihrer Zeit als
ein Bauwerk der Superlative: die erste Autobahnbrücke über den Rhein
und die damals weitest gespannte Hängebrücke Europas. Aufgrund der
Treibstoffknappheit im Krieg wurde sie nach ihrer Fertigstellung kaum
von zivilen Fahrzeugen befahren. Stattdessen wurde sie ab der Landung
der Alliierten im Juni 1944 vorwiegend für die Versorgung der
Westfront genutzt.

Am 14. Januar 1945 wurde die Brücke bei einem Luftangriff zerstört
und versank im Rhein. 1952 begann der Wiederaufbau, im Dezember 1954
wurde die Brücke mit vier Spuren neu eingeweiht. In den Folgejahren
nahm der Verkehr stark zu und schon in den 70ern kam es zu vielen
Staus an der Brücke. Sie wurde zum Nadelöhr im Kölner Süden. Von
1990 bis 1994 wurde sie durch den Anbau eines Zwillingbaus an der
nördlichen Seite verbreitert. Seither gibt es für jede Richtung drei
Fahrbahnen, einen Standstreifen und einen Radweg. Die Rodenkirchener
Brücke ist 52,3 Meter breit und 567 Meter lang.

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RAG - Redaktion

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