Der Restauratorin zugeschaut
Scherf und Co. stellten Terrakotta-Erzeugnisse her

Restauratorin Sabine Hermes erläuterte ihre Arbeit. Vor kurzem schloss sie ein Kreuzweg-Relief ab, das in der ersten Firma hergestellt wurde, die sich in Kalk ansiedelte Dr. Fritz Bilz (l.) von der Geschichtswerkstatt Brück hatte zum Besuch eingeladen. | Foto: König
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  • Restauratorin Sabine Hermes erläuterte ihre Arbeit. Vor kurzem schloss sie ein Kreuzweg-Relief ab, das in der ersten Firma hergestellt wurde, die sich in Kalk ansiedelte Dr. Fritz Bilz (l.) von der Geschichtswerkstatt Brück hatte zum Besuch eingeladen.
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Kalk - (kg) Wie ist der Ort entstanden in dem wir leben, und wo kommen
Dinge her, die wir womöglich erst verstehen, wenn wir danach fragen?
Eine Antwort darauf gab ein Atelier- und Werkstattbesuch, der zu
Sabine Hermes führte, die unter anderem für Museen und
Kirchengemeinden, aber auch für Gesellschaften, Vikariate oder das
Schloss Augustburg in Brühl arbeitet.

Die Diplom-Restauratorin schloss jüngst ein Relief ab, das eine von
14 Kreuzwegstationen zeigt, die in den 1860er-Jahren von „Scherf und
Co.“ hergestellt wurden. Dr. Fritz Bilz, der über die
Sozialgeschichte Kalks in der Zeit von 1850 bis 1910 promovierte,
schilderte, dass die Tonfigurenfabrik Scherf und Co. in 1850 das erste
Unternehmen war, dass in Kalk ansiedelte. Der später zu Köln
eingemeindete Vorort, in dem damals weniger als 100 Einwohner lebten,
sei damals „wegen der guten Luft“ ein Ausflugsort mit einigen
Gastwirtschaften gewesen, schilderte Bilz, der im Rahmen der Brücker
Geschichtswerkstatt zum Besuch der Restaurierungswerkstatt eingeladen
hatte.

Mit Terrakotta ist gleichfalls Tonwaren gemeint, erläuterte er. Kalks
erstes Unternehmen stellte die Reliefs damals in Serie her, bis zu 20
Mitarbeiter wurden in den Fabrikgebäuden beschäftigt, die sich in
der Nähe der Vietorstraße und der Kalker Hauptstraße befanden. Die
Leidensstationen Christi fanden in weiten Teilen Deutschlands regen
Absatz. Sogar Kaiserin Augusta, die Gemahlin des preußischen Königs
und späteren Kaisers Wilhelm I, besuchte die Fabrik. Viermal war sie
in Kalk, um Statuen für arme Kirchen zu kaufen.

Die Restaurations- und Konservierungsarbeit, die im Mittelpunkt des
Besuchs der Hermes-Werkstatt war, stammt aus Neuss-Rosellen. Sie wurde
dort vor drei Jahren zufällig von Messdienern der Kirchengemeinde St.
Peter im Pfarrgarten der Kirche mit den übrigen dreizehn Teilen
gefunden. Hermes‘ Arbeit erstreckte sich anschließend über
mindestens 100 Stunden. Sie versetzte das durch Erde und Bruchschäden
verletzte Terrakotta-Erzeugnis mittels Einsatz von Werkzeugen wie
Blasebalg, Pinsel und Wattestäbchen in einem dem Ursprung anmutenden
Zustand. Die Entfernung der Erde auf den Figuren und in den
Zwischenräumen sei dabei sehr aufwändig gewesen, da die Bindemittel
der Tempera-Farbaufträge nur noch geringe Haftungseigenschaften
gehabt hätten, erläuterte sie. Bei dem konservierten
Terrakotta-Relief handelt es sich um die Nummer 10 der
Kreuzwegstationen „Christus wird seiner Kleidung beraubt“.

Kalks erstes Unternehmen schloss nach rund vier Dekaden die Tore,
obwohl es zu der Zeit einen „Terrakottafiguren-Boom“ gab, wie Dr.
Bilz schilderte. Der Historiker vermutet, dass das Unternehmen
eventuell durch den Tod des Inhabers aufgelöst wurde, in 1910 wohnten
in den Gebäuden bereits Arbeiter.

Restauratorin Sabine Hermes erläuterte ihre Arbeit. Vor kurzem schloss sie ein Kreuzweg-Relief ab, das in der ersten Firma hergestellt wurde, die sich in Kalk ansiedelte Dr. Fritz Bilz (l.) von der Geschichtswerkstatt Brück hatte zum Besuch eingeladen. | Foto: König
Sabine Hermes konservierte ein Kreuzweg-Relief, das um 1860 bei Scherf und Co. | Foto: König
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