Mehr Grün in der Stadt
Sankt Augustin nimmt an Labeling-Verfahren teil

Sandra Paul vom städtischen Büro für Natur- und Umweltschutz an einem Beet neben der Mobilstation im Zentrum von Sankt Augustin. | Foto: Stadt Sankt Augustin
2Bilder
  • Sandra Paul vom städtischen Büro für Natur- und Umweltschutz an einem Beet neben der Mobilstation im Zentrum von Sankt Augustin.
  • Foto: Stadt Sankt Augustin
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Sankt Augustin - Seit einem Jahr nimmt die Stadt am Labelverfahren „StadtGrün
naturnah“ teil. Die aktuellen Herausforderungen Insektensterben und
Klimawandel und die Möglichkeit, im Rahmen einer fachlich begleiteten
Struktur an einer nachhaltigen Freiflächenentwicklung zu arbeiten,
gaben den Ausschlag für die Teilnahme. Der Erste Beigeordnete Rainer
Gleß und Sandra Paul vom Büro für Natur- und Umweltschutz stellten
jetzt den Label-Prozess und die damit verbundene
Grünflächenstrategie vor.

Sankt Augustin ist eine von bundesweit 15 Kommunen, die 2019 vom
Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ und der „Deutschen
Umwelthilfe“ für die Teilnahme an dem Labeling-Verfahren
ausgewählt wurde. Mit dem Label zeichnet das Bündnis kommunales
Engagement auf innerstädtischen Grünflächen zur Förderung der
biologischen Vielfalt aus.

Das Verfahren begann im Januar 2019 mit einer Bestandserfassung aller
bisherigen Aktivitäten für ein naturnahes Stadtgrün in Sankt
Augustin. Daraus wurde ein Maßnahmenplan mit zukünftigen
Grundsätzen und Projekten für mehr naturnahes Stadtgrün entwickelt.
Bestandserfassung und Maßnahmenplan bilden die Bewertungsgrundlage im
Labeling-Verfahren und münden schließlich in eine
Grünflächenstrategie.

Das Labeling-Verfahren wurde durch eine lokale Arbeitsgruppe aus
Vertretungen der Stadtverwaltung gemeinsam mit der Biologischen
Station Rhein- Sieg e.V., Stiftung Rheinische Kulturlandschaft bzw.
Flächenagentur Rheinland, BUND Kreisgruppe Rhein-Sieg, NABU
Rhein-Sieg, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Natur Art Gartengestaltung und
verschiedenen fachkundigen Bürgern begleitet. Die Arbeitsgruppe soll
auch die zukünftige Umsetzung der Maßnahmen begleiten.

In der Bestandserfassung wurden der kommunale Grünflächenbestand,
die dafür zur Verfügung stehenden Ressourcen, praktizierte
Pflegegrundsätze sowie bereits umgesetzte Maßnahmen in der
Grünflächenunterhaltung, Interaktion mit der Bürgerschaft sowie
Zielsetzung und Rahmenplanung zusammengestellt.

Als verfügbare Fläche wurden circa 192,2 Hektar innerstädtische
beziehungsweise siedlungsnahe Grün- und Freiflächen festgestellt.
Davon entfallen rund 86 Hektar auf den kommunalen Wald und etwa 44
Hektar auf Ausgleichsflächen beziehungsweise Natur- und
Artenschutzmaßnahmen. Die restlichen Flächen sind Grün- und
Parkanlagen, Friedhöfe, Straßenbegleitgrün, Freiflächen an
öffentlichen Gebäuden und Spielplätze.

Zu den bisherigen Aktivitäten zählen die Maßnahmen im Bereich
Grünflächenunterhaltung, zahlreiche Natur- und Artenschutzmaßnahmen
und die Entwicklung artenreicher Wiesenflächen. Für die
Bürgerschaft gibt es zahlreiche Angebote, wie beispielsweise
Grünpatenschaften, die Veranstaltungen im Umweltprogramm und
Kooperationen mit Einrichtungen und Initiativen. Zielsetzungen und
Rahmenplanungen werden im Stadtentwicklungskonzept 2025 und im
Integrierten Klimaschutzkonzept planerisch dargestellt. Zu beachten
sind die Landschaftspläne 6 und 7 und der Flächennutzungsplan. 

Auf der Bestandserfassung bauen folgende Maßnahmen auf, mit denen
sich Sankt Augustin zugunsten eines naturnahen Stadtgrüns
weiterentwickeln möchte: Das Straßenbegleitgrün soll sich
nachhaltig und artenreich entwickeln, mit dem Ziel einer abgestimmten,
extensiven Flächenbewirtschaftung. Dabei soll gleichzeitig die
Biodiversität erhöht werden. Angewendet wird hierbei der von der
Verwaltung erarbeitete „Leitfaden zur Neuanlage/Umwandlung von
Pflanzflächen im Straßenbegleitgrün“.

Die Interaktion mit der Bürgerschaft soll unter anderem durch den
Ausbau von Kooperationen mit lokalen Initiativen, die sich für die
biologische Vielfalt im Stadtgebiet einsetzen, intensiviert werden.
Die Aufklärung/Akzeptanzwerbung in der Bevölkerung soll durch
verschiedene Beratungs- und Informationsangebote verstärkt werden.

Grünflächenstrategie Sankt Augustin

In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen an das Stadtgrün
arbeitet das Büro für Natur- und Umweltschutz verstärkt an einer
nachhaltigen Freiflächengestaltung. Hier spielen zum Beispiel die
Verwendung heimischer Arten, die Reduzierung des Pflegeaufwandes bei
gleichzeitiger Verbesserung des Erscheinungsbildes und begleitende
Akzeptanzförderung für naturnah gepflegte Flächen eine wichtige
Rolle. Häufig sind es kleine, kostengünstige Maßnahmen, wie die
Auswahl des Saatgutes oder der Gehölze, zeitliche Umstellungen im
Pflegerhythmus, das Belassen von Naturmaterialien in Grünanlagen etc.
die zu einer größeren Artenvielfalt beitragen. Gleichzeitig soll
die Öffentlichkeit durch eine gezielte Aufklärungsarbeit, wie sie
u.a. durch das Umweltprogramm seit Jahren betrieben wird, informiert
und sensibilisiert werden.

Beispielhafte Maßnahmen der Grünflächenstrategie

Vielseitiges Straßenbegleitgrün Rathausallee

Der in der Rathausallee vorhandene Baumbestand aus Platanen soll
erhalten werden. Die derzeitigen Pflanzungen (artenarme, lückenhafte
Bodendeckerflächen mit hohem Pflegeaufwand) sollen zurück gebaut und
durch eine artenreiche Ansaat mit einer regionalen Blühwiesenmischung
und Geophyten ersetzt werden. Die Freifläche vor dem Rathaus und zwei
Kreisverkehre in der Rathausallee sollen mit einer standortgerechten
Staudenmischpflanzung angelegt werden. Insgesamt umfasst dies eine
Fläche von 1.800 Quadratmetern. Die Umsetzung erfolgt in drei
Bauabschnitten:

  • 2019 Bodenvorbereitung in Teilbereichen (im Oktober
  • realisiert)[/*]

  • 1. BA: 2020 Ansaat mit regionaler Blühmischung und
  • Geophyten zwischen der Südstraße und der Straße Im Spichelsfeld,
    Staudenmischpflanzungen in zwei Kreisverkehren, Kosten etwa 61.200
    Euro brutto[/*]

  • 2. BA: 2021 Der Bereich zwischen Technischem Rathaus
  • und Parkhaus: Staudenmischpflanzung. Einsaat der Blühstreifen und
    Geophyten zwischen Im Spichelsfeld und Siegburger Straße, Kosten
    circa 92.400 Euro brutto[/*]

  • 3. BA: 2022 Bepflanzung des
  • Mittelstreifens mit einer Staudenmischpflanzung Kosten rund 141.800
    Euro brutto[/*]

Die Umgestaltung der Rathausallee wurde im Umwelt-, Planungs- und
Verkehrsausschuss am 20. November 2019 beschlossen

Förderung der naturnahen Waldbewirtschaftung

Sankt Augustin gilt mit circa zwölf Prozent Waldbestand (86 Hektar
Stadtwald zuzüglich Privatwaldflächen) als waldarme Kommune. Umso
höher ist die Bedeutung des Waldes für die Erholung der Menschen,
als Klimaregler und als Lebensraum. Die Arbeitsgruppe hat die
Schaffung von Naturwaldparzellen vorgeschlagen, in denen sich der Wald
natürlich entwickeln kann.

Der Umbau der Nadelholzbestände in Laubmischwälder erfährt derzeit,
infolge der heißen, trockenen Sommer und der Schäden, die der
Borkenkäfer anrichtet, eine Beschleunigung in der Umbauphase. In der
Waldpflege werden u. a. Pflegemaßnahmen durch Durchforstung und
Anpflanzungen mit heimischen, standorttypischen Laubbaumarten
durchgeführt.

Übergeordnetes Ziel der Waldentwicklung ist eine Waldmehrung durch
Flächenankäufe. Für die Unterhaltung des Stadtwaldes steht ein
Budget von 15.000 Euro jährlich zur Verfügung.

Aufklärung/Akzeptanzwerbung

Extensiv gepflegte Grünflächen wirken auf den Bürger manchmal
„ungepflegt“, wenn sie verblüht und nur noch trockene Rispen oder
Halme von einer üppigen Blüte übrig sind. Aber gerade diese
Strukturen haben einen hohen ökologischen Wert als
Überwinterungsmöglichkeit für Insekten oder Nahrungsquelle für
Vögel.

Die Bedeutung dieser Flächen gilt es zu vermitteln um für Akzeptanz
zu werben. Das Gleiche gilt für die Förderung der Artenvielfalt in
den privaten Gärten. Ein Schottergarten ist kein Lebensraum und nur
vermeintlich pflegeleicht.

Mögliche Maßnahmen zur Akzeptanzverbesserung sind zum Beispiels das
Verteilen von Samentütchen mit städtischem Layout für einen
Quadratmeter Blühwiese, Verteilen des Flyers „Grün statt Grau“
an Grundstücksbesitzer, die Vorstellung von „Bewohnern“ von
Blühwiesen beispielsweise „Insekt des Monats“ und Beratung für
eine naturnahe Gestaltung von Gärten im Büro für Natur- und
Umweltschutz.

Für die Vermittlung von Inhalten zur Biodiversität wurde seitens der
Politik ein Budget von circa 8.000 Euro für die Haushaltsjahre 2020
und 2021 bereitgestellt.

Sandra Paul vom städtischen Büro für Natur- und Umweltschutz an einem Beet neben der Mobilstation im Zentrum von Sankt Augustin. | Foto: Stadt Sankt Augustin
Sandra Paul (Büro für Natur- und Umweltschutz) und der Erste Beigeordnete Rainer Gleß präsentieren Samentütchen für einen Quadratmeter Blühwiese. | Foto: Stadt Sankt Augustin 
Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

22 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.