20 Jahre im Amt
Interview des EXTRA-BLATT mit Bürgermeister Klaus Schumacher

Klaus Schumacher „Mit Biß“: Damals im Wahlkampf und die folgenden 20 Jahre als Bürgermeister von Sankt Augustin. | Foto: Beck
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Sankt Augustin - Am 13. September wählen auch die Sankt Augustiner Bürger einen neuen
Stadtrat und einen neuen Bürgermeister. An diesem Tag endet dann die
Ära Klaus Schumacher als Erster Bürger der Stadt. Anlässlich seines
20. Amtsjubiläums sprach das EXTRA-BLATT 248 Tage vor dem
wohlverdienten Ruhestand mit Klaus Schumacher:

Nach 15 Jahren bei der Stadtverwaltung sind Sie 1995 zum
Eisenbahnbundesamt gewechselt. Was hat Sie dazu bewogen, nur vier
Jahre später mit der Kandidatur als Bürgermeister wieder zurück ins
Rathaus zu gehen?

Ich war damals Parteivorsitzender der CDU Sankt Augustin. Als für
die Kommunalwahl ein Bürgermeisterkandidat gefunden werden musste,
bat die CDU mich, als Kandidat anzutreten.

„Mit Biß“ sind Sie dann in den Wahlkampf gezogen. 52,7 Prozent
der Wähler hoben Sie ins Amt als erster hauptamtlicher Bürgermeister
Sankt Augustins. Hätten Sie sich da träumen lassen, dass Sie 20
Jahre später immer noch „erster Bürger“ der Stadt sind?

Nein, zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nicht daran gedacht, wie
lange ich dieses Amt innehaben werde. Und diese Wahl war neu und somit
erstmalig. Erfahrungswerte zur Position des hauptamtlichen
Bürgermeisters gab es nicht.

Die Homepage der Stadt verrät, dass Sie in Ihrer Freizeit
Skulpturen erschaffen. Ist die „Skulptur“ Sankt Augustin, die Sie
die letzten zwei Jahrzehnte gestaltet haben, für Sie
fertiggestellt?

Die „Skulptur Sankt Augustin“ war und ist ein Gemeinschaftswerk
von vielen „Künstlern“. Und sie lebt und wird somit immer weiter
modelliert.

Haben Sie sich in den 20 Jahren als Stadtoberhaupt auch an etwas
die Zähne ausgebissen?

Nein, die für mich wichtigen Projekte konnte ich immer umsetzen.
Es gab auch Projekte, die ich nicht weiterverfolgt habe, da sich
Rahmenbedingungen geändert haben oder ich neue Erfahrungen gemacht
habe. Zum Beispiel 2002 das Projekt „Cross Border“, ein
Steuermodel, das ich nicht weiter verfolgt hatte. Auch ein neues
Kongresshotel mit Seminarmöglichkeiten im Zentrum konnte ich aufgrund
fehlender Zustimmung aus der Politik nicht realisieren. Dies wird sich
gegebenenfalls aber späterhin noch umsetzen lassen. Auch hätte ich
mir die bessere Versorgung mit Kindergartenplätzen in der Stadt
gewünscht. Aber daran arbeiten wir.

Was sehen Sie als ihren größten persönlichen Erfolg?

In vielen Bereichen konnte ich mithelfen, unsere Stadt noch
lebenswerter zu machen. Dazu zählt die Grundversorgung in allen
Stadtteilen, die Stärkung des gesellschaftlichen Miteinanders, die
Förderung der Hilfsbereitschaft für andere Menschen und die
wirtschaftliche Entwicklung, zu der auch der Neubau der huma zählt.
Dies gelang aber nur durch die Unterstützung meiner Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, denen ich für 20 Jahre Unterstützung an dieser
Stelle danke.

Was war ausschlaggebend dafür, dass Sie im März die Entscheidung
getroffen haben, nicht noch einmal zu kandidieren?

Alles hat seine Zeit. Ich durfte über zwanzig Jahre unsere Stadt
mitgestalten. Es war ein erfülltes Berufsleben, fast schon eine
Berufung. Zudem feiere ich in diesem Jahr mein 40. Dienstjubiläum in
der Stadtverwaltung Sankt Augustin und freue mich, dann etwas mehr
Zeit für meine Frau und meine Hobbys zu haben.

Gibt es Projekte, die Sie bis zum Ende Ihrer Amtszeit noch
realisieren bzw. anstoßen wollen?

Eine wichtige Aufgabe liegt in der Schaffung von
Kinderbetreuungsplätzen. Dies wird noch mit Hochdruck von mir
angegangen. Auch hoffe ich, noch weitere Impulse durch die Ansiedlung
weiterer interessanter Einrichtungen für die Zukunft unserer Stadt
geben zu können.

Was erhoffen Sie sich von Ihrem Nachfolger, gleich welcher Partei
er angehört?

Dass er den Wert der Mitarbeitenden der Stadtverwaltung erkennt,
sie wertschätzt und so auch bei „schwerer See“ ihre
Unterstützung erhält. Dies durfte ich in all den Jahren erleben.
Dass er aber auch die Kraft und die Innovation unserer Bürgerinnen
und Bürger in die Zukunftsplanung und Entwicklung unseres
Gemeinwesens einbindet. Meiner Nachfolge wünsche ich deshalb nicht
nur gute Ideen, sondern eine sichere Hand und ein offenes Ohr bei
allen Entscheidungen für die Zukunft unserer Stadt.

Knapp 60 Jahre leben Sie in Sankt Augustin. Gibt es etwas, wo Sie
sagen, dass es sich grundlegend geändert hat und was ist heute noch
annähernd wie damals?

Geändert hat sich viel. Nicht alles - denn der liebenswerte Charme
unserer Dörfer in der Stadtwerdung wurde erhalten. Wir wuchsen zu
einer Stadt zusammen, konnten aber in der Eigenständigkeit der
Ortsteile, in der Entwicklung, im Brauchtum und im Vereinsleben den
besonderen Charakter erhalten. Heute beneiden uns viele umliegende
Städte um unsere Entwicklung und um das, was hier geschaffen wurde:
Eine Stadt, in der man gerne lebt.

Aus dem Amt bedeutet ja nicht aus der Sinn. Wo wird man Sie im
Sankt Augustiner Stadtleben ab Herbst antreffen können?

Überall wo ich noch helfen kann, wo Unterstützung gegebenenfalls
gewünscht ist und wo die Menschen in unserer Stadt zusammenkommen. Es
ist meine Stadt in der ich lebe, für die ich auch weiterhin
Verantwortung übernehmen will. Ohne aber meiner Nachfolge im Weg zu
stehen.

- Patrick Beck

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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