Integrationspreis
Auszeichnung für Projekt „Sandarbeit mit Kindern in innerer Not“

Andrea Wiedekind-Neumann, Holger Heuser, Nicola Kiwitt und Gundel Graetschel freuen sich über die Auszeichnung. Mit der Sandkiste und den Materialien beschäftigen sich die Kinder während der Therapiezeit. | Foto: Stadt Bad Honnef
  • Andrea Wiedekind-Neumann, Holger Heuser, Nicola Kiwitt und Gundel Graetschel freuen sich über die Auszeichnung. Mit der Sandkiste und den Materialien beschäftigen sich die Kinder während der Therapiezeit.
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Bad Honnef - Das Projekt „Sandarbeit mit Kindern in innerer Not“ wurde mit dem
Integrationspreis 2020 ausgezeichnet, der vom Kommunalen
Integrationszentrum des Rhein-Sieg-Kreises ausgelobt wurde. In der
Kategorie „Präventive Projekte und Maßnahmen“ konnte sich die
Projektidee gegen zahlreiche Bewerbungen aus den anderen Kommunen im
Rhein-Sieg-Kreis durchsetzen. Das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro
wird weiteren Maßnahmen im Rahmen dieses Projekts zu Gute kommen.

Projektstart in 2017 an der Grundschule „Am Reichenberg“

Die Initiatorinnen des Projekts sind Gundel Graetschel und Andrea
Wiedekind-Neumann. 2017 hatten sich die beiden Kinder- und
Jugendtherapeutinnen an das Team des Fachdienstes Soziales und Asyl
der Stadt Bad Honnef gewandt und der Bad Honnefer Flüchtlingsarbeit
die Umsetzung des Projekts angeboten. Im Rahmen von mehreren Workshops
wurden zunächst ehrenamtliche Laienbetreuerinnen ausgebildet. Diese
Helferinnen übernahmen dann bei der Umsetzung des Projekts in der
Grundschule „Am Reichenberg“ eine tragende Rolle.

Expressive Sandarbeit

Die Projektidee ist es, Kindern, die durch innere Unruhe, mangelnde
Konzentration, Aggressionen oder inneren Rückzug auffallen, bisweilen
unter Albträumen und Schlafstörungen leiden, mit der Methode der
expressiven Sandarbeitzu helfen. Jeweils zehn Kinder treffen sich
wöchentlich über einen Zeitraum von mehreren Monaten. Jedes Kind
erhält einen eigenen kleinen Sandkasten. Es kann sich ausschließlich
mit dem Sand sowie den zur Verfügung stehenden Materialien wie
Figuren aus verschiedenen Lebensbereichen oder auch Naturmaterialien
seine eigene Spielwelt gestalten.

Verarbeitung von schweren seelischen Verletzungen

„Häufig entstehen bei schwer traumatisierten Kindern Szenen von
Überwältigung, Kriegsszenen und Chaos“, berichtet Gundel
Graetschel: „Mit Hilfe der Sandarbeit erhalten sie eine
Möglichkeit, Erlebtes bildhaft in Szene setzen zu können, was sie
ohne Vorgaben nicht erzählen könnten. Die Methode bietet eine
Chance, ohne Worte und kulturunabhängig schwere seelische
Verletzungen zu verarbeiten. Bei jedem Gruppentreffen beschäftigen
sich die jungen Teilnehmer rund 45 Minuten lang in aller Ruhe mit dem
Sand, den Figuren und Materialien. Die ehrenamtlichen Helferinnen
begleiten jeweils die Kinder bei ihrem Tun, im Anschluss wird die
Arbeit der Kinder dokumentiert und im Helferinnenteam besprochen“.

Nicola Kiwitt, Schulleiterin der Grundschule „Am Reichenberg“, ist
von dem besonderen Wert der Sandarbeit überzeugt: „Die
teilnehmenden Kinder gehen sehr gerne zu ‚ihrem‘ Projekt und
empfinden die Stunde als eine ganz besondere Zeit, in der sie ganz
allein im Mittelpunkt ihres Geschehens stehen. Man kann den Kindern
anmerken, wie gut es ihnen tut, auf diese Weise Erlebtes zu
verarbeiten und deshalb hoffen wir sehr, dass wir dieses Projekt nach
Corona an unserer Schule fortführen können“.

Ein Paradebeispiel für das gelebte Integrationskonzept in Bad Honnef.
„Wir freuen uns sehr über die erneute Auszeichnung für die
hervorragende Flüchtlingsarbeit in Bad Honnef“, so Erster
Beigeordneter Holger Heuser. „Zudem gratulieren wir ganz besonders
den ehrenamtlichen Helferinnen dieses Projekts um die beiden
Leiterinnen Frau Graetschel und Frau Wiedekind-Neumann..

Nadine Batzella, Fachdienstleiterin Soziales und Asyl, ergänzt: „Da
die Grundschule ,Am Reichenberg‘ zahlreiche Flüchtlingskinder
beschult, haben wir uns vor drei Jahren entschieden, das Projekt an
dieser Schule durchzuführen. Die Tatsache, dass im Laufe des Projekts
aber auch Kinder ohne Flucht- und Migrationshintergrund in das Projekt
mit einbezogen wurden, ist ein weiterer Beleg dafür, dass ihm Rahmen
unseres Integrationskonzeptes allen Menschen in Not und mit
verringertem Zugang zu Teilhabe geholfen wird“.

Zweiter Erfolg in Serie für die Bad Honnefer
Integrationsarbeit

Der Integrationspreis des Kommunalen Integrationszentrums im
Rhein-Sieg-Kreis wurde 2020 zum zweiten Mal ausgelobt. Gesucht werden
jeweils Preisträger in den Kategorien „Partizipative Projekte und
Maßnahmen“, „Präventive Projekte und Maßnahmen“ sowie
„Dialogfördernde Projekte und Maßnahmen“. Bereits 2019 hatte ein
Projekt aus der Bad Honnefer Integrationsarbeit die Nase vorn: Die
Internationale Nähstube gewann den ersten Preis in der Kategorie
„Partizipative Projekte und Maßnahmen“.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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