45 Jahre Montessori Kinderhaus
Sankt Nikolaus Dürscheid

Eingang | Foto: Montessori Kinderhaus Sankt Nikolaus Dürscheid
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Kürten-Dürscheid - 1974 - als Walter Scheel Bundespräsident, Helmut Schmidt
Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Hans Otto Bäumer
Regierungspräsident des Landes NRW, Ulrich Müller-Frank
Bürgermeister der Stadt Bensberg, Paul der VI. Papst, Joseph Kardinal
Höffner Erzbischof von Köln, Monsigore Leo Meiß Kreisdechant des
RBK und Pfarrer Heinrich Pohl Pastor von Dürscheid war, Dürscheid
noch zur Stadt Bensberg gehörte, wurde am 1. September das Montessori
Kinderhaus St. Nikolaus in Dürscheid als Teiltagesstätte für 90
Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, die in drei Gruppen
betreut wurden, eröffnet.

Mittlerweile habe schon die Kinder dieser ersten Kinder unser Haus
besucht oder tun es noch.

Kleinkinderziehung im Wandel

1957, nach dem  Sputnikschock, investierten die Amerikaner mehr Geld
in die Bildung. Es konnte doch nicht sein das Demokratie und freie
Marktwirtschaft von der kommunistischen und planwirtschaftlichen
regierten Sowjetunion technologisch überholt worden war. Eine
grundlegende Reform des Bildungssystems wurde angestrebt, um im
Weltraum nicht von der Sowjetunion abgehängt zu werden.

Besonderen Augenmerk richtete man auf die Naturwissenschaften, gab es
doch in der Sowjetunion  dreifach mehr Ingenieure wie in den USA. Es
wurde nun Geld in Bildung investiert, besonders in den bildungsfernen
Schichten und der Frühpädagogik. Es entstanden Vorschulen. John F.
Kennedy setzte die Idee des Bildungsfernsehens um, die Geburtsstunde
der Sesamstraße.
Westeuropa investierte nun auch mehr Geld in die Bildung seiner
Kinder. In der BRD wurden zunehmend Kindergärten für Kinder von drei
bis sechs Jahren eröffnet, zuerst in den Städten und dann im
ländlichen Bereich. So auch in Dürscheid. Pfarrer Pohl gründete den
„Nikolausverein“.

Geld wurde auch in wissenschaftliche Modellversuche investiert. Wo
können fünfjährige Kinder eine bessere Bildung erfahren Wenn sie
schon mit fünf Jahren die Schule besuchen oder in der
altersgemischten Gruppe eines Kindergartens. Die Entscheidung fiel zu
Gunsten der Kindergärten aus.

Nach der Wende (1990) begann , vor allem in den Altbundesländern, die
Einrichtung von Krippenplätzen und der Rechtsanspruch für Kinder ab
2 Jahren auf einen Krippenplatz. Dadurch bedingt änderte sich auch in
unserem Haus die Angebotsstruktur. Nun besuchen aktuell 62 Kinder
unser Haus, davon die meisten in der Zeit von 7.00 bis 16.00 Uhr,
einige bis 14.00 Uhr und nur noch drei haben wie früher einen
Kinderhausplatz bis 12.00 Uhr. Die jüngsten (0,6 bis 3 Jahre)
besuchen die Krippengruppe und die Kinder von drei bis sechs Jahren
die beiden Kinderhausgruppen. Das bedeutet für unser pädagogisches
Team immer wieder neue Herausforderungen.

Nach wie vor ist es wichtig, dass unsere pädagogischen Fachkräfte
eine zweijährige berufsbegleitende Ausbildung zum Montessori- Diplom
absolvieren. Unser Kinderhaus ist zertifiziert von der deutschen
Montessori Vereinigung und bundesweite Ausbildungsstätte für
Montessori- Lehrer und Erzieher.

In der Krippengruppe haben die dort tätigen Pädagogen eine weitere
Qualifikation. Ein Zertifikat Frühe Bildung auf der Basis der
Montessori und der Pikler Pädagogik „Achtsame Begleitung und
Bildung in den ersten Lebensjahren.“

Nach Montessori und Pikler findet alles Lernen durch Bewegung statt.
Eigenaktivität und selbstbestimmte Bewegungsentwicklung unterstützen
die Persönlichkeitsentfaltung. Dies unterstützen wir durch die
lebenspraktischen Übungen und die Pikler-Bewegungsmaterialien.

Die Schulung der Bewegung wird bei den älteren Kindern fortgeführt.
Einmal in unserem naturbelassen und großem Außengelände und mit den
Hengstenberg Materialien. Elfriede Hengstenberg (1892 -1992) war
Gymnastiklehrerin in Berlin. Ihr Anliegen war es, das Kinder ihre
Bewegungsfähigkeiten entdecken und entwickeln können. Wir bedanken
uns ganz herzlich bei dem Förderverein unseres Kinderhauses, der uns
im Sommer 1500 Euro für die Anschaffung von
Erweiterungsbewegungsmaterial zur Verfügung stellte.

Nach wie vor gehört das tägliche Singen und Musizieren in unseren
Kinderhausalltag. Herr Norbert Kuschel und seine musikalische Bildung
nach Carl Orff sind aus unserem Haus nicht mehr weg zu denken.

Seit fünf Jahren gibt es bei uns einen Malort nach Arno Stern (wir
haben darüber im Pfarrbrief berichtet). Die Realisierung wurde erst
möglich durch die Unterstützung des Fördervereins und von Eltern.
Hier sei einmal unserem Elternrat ein Dank ausgesprochen, der zwei Mal
im Jahr eine Kleiderbörse stemmt, dessen Erlös solche Anschaffungen
möglich machen. Neben dem Malort gibt es noch viele weiter Projekte
zur Kunst und Museums- wie Kirchenbesuche.

Maria Montessori spricht davon, dass Sprache und Religion die
Kennzeichen des Menschen sind. Die religiöse Erziehung in unserem
Haus basiert auf dem Ansatz von Montessori. Aber viele neue Formen
sind dazu gekommen. Religiöse Erziehung ist eine Kultur des
Erzählens in vielerlei Form mit Egli- Figuren, Materialien nach Franz
Kett und Godly- Play. Hier haben  Kolleginnen 
Zusatzausqualifikationen.

2019 feiern wir 100 Jahre Bauhaus. Dazu machte uns unser Förderverein
ein Geburtstagsgeschenk. „Das Bauhausspiel“ Dieses Spiel wurde
1923 von Alma Siedhoff-Buscher (1899 -1944) entworfen. Buscher
studiert von 1917-1920 an der Reimann-Kunstschule in Berlin und geht
1922 zum Bauhaus in Weimar. Sie wird in Bildhauerei und von Kandinsky
und Klee in Farbenlehre ausgebildet.

1923 entwirft sie für das „Haus am Horn“ ein Kinderzimmer mit
Funktionsmöbeln. Außerdem das „Schiffbauspiel“, das bis 1933
produziert wird. 1926 heiratet sie den Bauhäusler Werner Siedhoff.
Walter Gropius weigert sich, sie nach der Geburt ihres ersten Kindes,
weiterhin am Bauhaus zu beschäftigen und Siedhoff-Buscher gibt ihren
Beruf als Designerin auf. 1944 stirbt sie bei einem Bombenangriff.
Später wird von ihr immer wieder als Bauhausdesignerin gesprochen. In
dem Fernsehfilm: „Lotto am Bauhaus“ (2019) erfährt man einiges
über ihr Wirken.

„Unser Spielzeug (Bauhaus): Die Form – einfach – unverwirrend
klar und bestimmt – Vielfältigkeit und Reize schafft das Kind
selbst durch zusammenstellen, bauen. Also – eine dauernde
Entwicklung.“  So beschreibt Alma Siedhoff-Buscher 1925 selbst ihre
Entwürfe und den damit verbundenen erzieherischen Ansatz.

Mit den 22 einfachen farbigen Spielsteinen soll kein bestimmtes
Modell nachgebaut werden. Das Kind wird stattdessen angeregt, etwas
Neues zu erfinden, daher auch der Name. Ein Schiff, das auch eine
Berg- und Talbahn, ein Tor, ein Tier und vieles mehr sein kann. Diesen
reformpädagogischen Ansatz zeigen auch die Kindermöbel von
Siedhoff-Buscher.

Ihr Kinderspielschrank besteht aus mehreren kastenförmigen Elementen.
Sie lassen sich unterschiedlich kombinieren und eignen sich im Spiel
für jeden Zweck – ob als Sitz, Tisch, Regal, Kiste oder rollbarer
Wagen. Das Bauhausspiel passt gut zur Reformpädagogik Maria
Montessori und damit in unser Kinderhaus. Es greift ebenfalls den
Gedanken des großen Pädagogen Friederich Fröbel auf: „Lasst die
Kinder bauen.“

Nicht zuletzt findet man den Gedanken des freien Bauens bei unseren
Bewegungsmaterialien nach Emmi Pikler und Elfriede Hengstenberg. Das
Bauhausspiel wird heute von der Firma „naef“ (Schweiz) angeboten.
Übrigens gibt es in unserem Kinderhaus noch viele interessante Spiele
dieser Firma.

Im Flur unseres Kinderhauses hängt seit Oktober 1974 der Leitgedanke
unseres Hauses, gut sichtbar für jeden Besucher:
Das Kinderhaus will für das Kind eine eigene Umgebung schaffen,
die auf seine wachsende Kraft und Unternehmungslust gerichtet ist. Es
schafft die Möglichkeit, Hemmungen zu überwinden, die das geistige
Wachstum benachteiligen könnten, weckt Arbeitsfreude und befriedigt
das Interesse des Kindes durch Arbeit, die mit seinen geistigen
Kräften übereinstimmt. Es gibt wirkliche Führung bei der
Entwicklung der geistigen Fähigkeiten durch Hilfe bei der
selbstgewählten Arbeit, bietet dem Kind seine soziale Umgebung, in
der es die sittlichen Normen, die das Zusammenleben fordert, erfahren
kann. Es lernt seine Freiheit gebrauchen und legt so die Grundlage zu
seiner ethischen Bildung.

Ein solches Haus ist ein Haus, in dem die Hoffnung wohnt.
Maria Montessori

 

Wir freuen uns jeden Tag darauf Kinder in ihrer Entwicklung begleiten
zu dürfen.
Möge das Kinderhaus unter Gottes Segen und dem Schutz seines
Namenspatrons und dem Freund der Kinder, dem Heiligen Nikolaus, noch
viele Jahre ein guter Ort für Kinder sein.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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