Abschied nach 35 Dienstjahren
Mit Blaulicht ins Büro

Der letzte Arbeitstag begann für Lutz Widdenhöfer (mit seiner Gattin) am frühen Morgen mit einem Glas Sekt und einer letzten Dienstfahrt im Feuerwehrauto. | Foto: Presse Stadt GL
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  • Der letzte Arbeitstag begann für Lutz Widdenhöfer (mit seiner Gattin) am frühen Morgen mit einem Glas Sekt und einer letzten Dienstfahrt im Feuerwehrauto.
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Bergisch Gladbach - Der letzte Arbeitstag begann früh mit Blaulicht. Um 8.30 Uhr stand
die Feuerwehr vor der heimischen Haustür, um Peter Widdenhöfer,
Fachbereichsleiter der Stadt für Recht, Sicherheit und Ordnung, zur
Einsatzfahrt abzuholen. Es ging allerdings nicht mit Tatütata zum
nächsten Brandherd, sondern gemütlich durchs Stadtgebiet, und zwar
in einem liebevoll restaurierten Museumsfahrzeug vom Typ Magirus
Baujahr 1966, mit Feuerwehrchef Jörg Köhler am Lenkrad.

Der Anlass: Nach ziemlich genau 35 Jahren in Diensten der Stadt
Bergisch Gladbach tritt Widdenhöfer am 1. Oktober 2019 seinen
Ruhestand an. Für den Nachmittag des 30. September waren dann die
Kollegen zur Abschiedsparty in den großen Ratssaal des Bergisch
Gladbacher Rathauses eingeladen. Über hundert kamen, um ihrem
Kollegen, Vorgesetzten oder langjährigen Weggefährten die Ehre zu
erweisen. In seiner Laudatio sprach Bürgermeister Lutz Urbach ihm
seinen Dank im Namen von Rat und Verwaltung aus, aber auch ganz
persönlich: „Als Bürgermeister wird man nicht geboren. Doch wenn
man einen so erfahrenen Kollegen zur Seite hat, ist das sehr
beruhigend.“

Der studierte Jurist Widdenhöfer begann seine Karriere bei der Stadt
Bergisch Gladbach am 15. Oktober 1984. Damals suchte Stadtdirektor
Otto Fell einen Referenten, zunächst befristet. „Beim
Bewerbungsgespräch saßen mir Fell, Dezernent Dr. Franke,
Hauptamtsleiter Schekerka und Personalrat Milde gegenüber und sahen
mich streng an, ob ich denn auch der richtige sei für den
Drei-Monats-Vertrag“, erinnert sich Widdenhöfer in seiner
Abschiedsrede. Dann ging es aber Schlag auf Schlag: „Im Rechtsamt
war Land unter, deshalb kam ich schnell dorthin als juristischer
Sachbearbeiter, erst einmal im Angestelltenverhältnis und immerhin
schon mit Jahresvertrag in der Tasche.“ 1985 wäre er um ein Haar
zur Kreisverwaltung gewechselt. Stadtdirektor Fell bot dem jungen
Juristen aber umgehend die Berufung ins Beamtenverhältnis an. Kurz
vor Weihnachten erhielt Peter Widdenhöfer so die Ernennungsurkunde
zum Stadtrechtsrat z.A., ein Jahr später zum Beamten auf Lebenszeit.

In den darauffolgenden acht Jahren ging es im eigenen Hause die
Karriereleiter beständig nach oben: Stellvertretender Leiter und
Leiter des Rechtsamtes, schließlich 1994 die Übertragung der
Fachbereichsleitung für den Bereich Recht, Sicherheit und Ordnung.
Allerdings: „In den ersten zwei Jahren war die Berufung der
städtischen Fachbereichsleiter befristet. Zur Bestätigung war der
Beschluss des Hauptausschusses nötig“, so Widdenhöfer. Die
Prüfung wurde überstanden, und erfolgte 1996 die endgültige
Bestellung. Von der Fachlichkeit her ein riesiger Sprung: Meldewesen,
Ordnungsamt, Rechtsangelegenheiten, Feuerwehr, Standesamt und damals
auch noch die Ausländerbehörde gehörten zu seinem Aufgabenbereich.
Die Ausländerbehörde ging später zum Kreis, die Organisation der
Wahlen und die Geschwindigkeitsüberwachung kamen hinzu.

Also alles andere als trocken, dieser Aufgabenbereich. „Dass ich so
viel Freude an meiner Arbeit habe, verdanke ich auch in ganz großem
Maße meinen Kolleginnen und Kollegen, die allesamt hervorragende
Arbeit leisten“, stellte Widdenhöfer in seiner Ansprache fest.
Dieses Bekenntnis belegte er eindrucksvoll, indem er jede seiner
Abteilungen einzeln ansprach und oft auch eine passende Geschichte zur
Hand hatte.

So rief er seinen Gästen die Verwandlung der einstigen Meldebehörde
in ein modernes Bürgerbüro in Erinnerung: „Als ich die Leitung
übernahm, bestand unser Einwohnermeldeamt vor allem aus einem
dunklen, abschreckenden Flur.“ Widdenhöfer hatte vom Beispiel der
Stadt Heidelberg gehört, die bereits damals zehn Bürgerbüros
eingerichtet hatte. „Wir fuhren also nach Heidelberg und sahen uns
die hellen, freundlichen Großraumbüros an.“ Das gute Beispiel
wurde mit großer politischer Rückendeckung aufgegriffen und in drei
Stadtteilen umgesetzt, später als mobile Bürgerbüros in
Bankfilialen: „Diese Lösung war bereits dem Sparzwang
geschuldet.“ Aktuell, nach Absage der Banken, wird wieder nach
stationärer Unterbringung in den Stadtteilen gesucht, was
Widdenhöfer richtig und notwendig findet: „Das Bürgerbüro ist die
Eintrittshalle unserer Verwaltung.“

Auch bei der Feuerwehr gab es eine enorme Entwicklung: „Von 79
Hauptamtlern im Jahre 1994 haben wir auf 152 aufgestockt. Wir haben
eine Super-Ausstattung, unsere Feuerwehr ist sehr leistungsfähig!“,
zeigt sich Widdenhöfer überzeugt. Mit fünf Feuerwehrchefs hat er
zusammengearbeitet, jeder einzelne hat sich sehr stark eingebracht:
„Das Thema Feuerwehr war sehr zeitaufwendig und nie langweilig. Ich
habe allerdings auch so manchen Zahn ziehen müssen.“

Ebenfalls spannend war die Arbeit im Bereich Ordnungsangelegenheiten:
„Ein ganz breites Spektrum.“ 60.000 Verwarnungen werden jährlich
ausgestellt, darüber gab es so manche Beschwerde: „Die schwierigen
Fälle kamen dann oft auch zu mir.“ Besonders froh ist Widdenhöfer
über die Aufstockung des Stadtordnungsdienstes: „Es war ein harter
Kampf, den Abteilungsleiterin Ute Unrau und ich geführt haben. Was
wir erreicht haben, ist sehr gut und für unsere Stadt angemessen.
Letztendlich hat sogar die Politik den entscheidenden Antrag gestellt,
der uns die Möglichkeit gab, personell aufzustocken.“ Mit deutlich
erkennbaren Uniformen und Fahrzeugen sind die Kollegen nun sehr viel
stärker und auch zu später Stunde im Stadtgebiet präsent: „Das
gibt der Bevölkerung ein ganz anderes Sicherheitsgefühl. Auch die
Polizei hat uns schon gelobt. Und den Kollegen, die bei Wind und
Wetter draußen unterwegs sind, gebührt ganz besonderer Dank.“

Seit 1999 ist der Fachbereichsleiter auch Standesbeamter.
„Ursprünglich habe ich diesen Lehrgang mitgemacht, damit ich
überhaupt die Post an unsere Standesbeamten lesen durfte. Ohne die
Ausbildung wäre ich dazu nicht berechtigt gewesen, obwohl ich der
Vorgesetzte war. Die Kollegen haben mich allerdings sehr bald auch
ermuntert, selbst Trauungen vorzunehmen.“ Was ihm – wen wundert es
– ebenso bald sehr viel Spaß machte, zumal sehr viele dieser
Hochzeiten in Schloss Bensberg stattfanden. „Ich stürze die
Brautleute gern in ihr Glück.“ Gleich die erste Eheschließung
wäre fast geplatzt, weil der frischgebackene Standesbeamte die
internationalen Gesetze noch nicht im Kopf hatte: „Die Braut war
Holländerin. Kurz vor dem Termin wollte sie plötzlich ihren Ehenamen
nach niederländischem Recht annehmen.“ Der ebenfalls anwesende
Standesamtsleiter Dieter Lamsfuß rettete zum Glück die Situation.

Jetzt also der Sprung in eine neue Lebensphase. Ab 1. Januar beginnt
der eigentliche Ruhestand, bis dahin nimmt der Vielbeschäftigte noch
Freizeitausgleich in Anspruch. Bei seiner Abschiedsfeier verriet
Widdenhöfer auch, was als nächstes ansteht: „Meine Frau und ich
sind La Gomera-Fans. Wir lieben diese kleine Insel mit zwei Bergen und
wollen zunächst einmal einen Monat dort verbringen.“ Damit seine
alten Kollegen dabei nicht in Vergessenheit geraten, überreichte
Stellvertreter Dirk Cürten dem Chef zum Abschied eine Leinwand mit
handgemaltem Baum. Das Besondere: Als Blätter des Baumes hatten die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeweils einen bunten Fingerabdruck
hinterlassen. Auf die Frage, welcher Abdruck zu wem gehöre,
verweigerte Cürten allerdings die Auskunft, mit juristischem
Augenzwinkern: „Wir haben aus Datenschutzgründen keine Namen
drangeschrieben.“

 

Redakteur/in:

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