Lövenicher Pänz zeigen, wie es besser geht
Eltern-Taxis verstopfen die Stadt

Eltern-Taxis sind vielerorts ein Problem. | Foto: Yvonne Halfar/ADAC
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Eltern, die ihre Kinder am liebsten bis an die Schulbank fahren würden, gibt es in ganz Köln. Eine Elterninitiative an der Johanniter-Grundschule will das gefährliche Verkehrschaos unbedingt reduzieren. Dazu holt sie die Pänz mit ins Boot. Ein Beispiel für die ganze Stadt.

von Hans-Willi Hermans

Lövenich. Es waren Szenen wie bei einem Fußballspiel: Die Kinder am Eingangstor zur Johanniter-Grundschule bejubelten ihre Klassenkameraden jeden Morgen. Es wurde abgeklatscht und anerkennend auf den Rücken geklopft. Aber nur bei denen, die zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Roller angekommen waren. Denn das bedeutete jeweils drei Punkte für die Klasse. Wenn Kinder dagegen aus dem Wagen ihrer Eltern ausstiegen, gab‘s lange Gesichter: null Punkte.

Drei Tage liefen kürzlich diese von einer Elterninitiative organisierten Aktionstage „Zu Fuß zur Johanniter Grundschule“, und sie waren mit einem Wettbewerb verbunden. Die Klasse, die am Ende die meisten Punkte gesammelt hatte, erhielt die schönsten Preise: Bälle, Hula-Hoop-Reifen, Springseile oder Gesellschaftsspiele. Alles tolle Sachen, doch das eigentliche Anliegen der Initiative „Sicher zur Johanniter-Schule“ ist ein ernstes und wohl an fast allen Kölner Grundschulen bekanntes Problem.

Die Schüler der Grundschule in Lövenich kamen ohne 
Auto und kassierten Punkte für die Klasse. | Foto: Maria Schulz
  • Die Schüler der Grundschule in Lövenich kamen ohne
    Auto und kassierten Punkte für die Klasse.
  • Foto: Maria Schulz
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Viele Eltern bringen ihre Kinder morgens mit dem Auto zur Schule und holen sie nachmittags wieder ab, was zu chaotischen Zuständen führt – so wie an der Lövenicher Schule. Fahrer wenden in den engen Wohnstraßen der Umgebung oder fahren gar rückwärts. Damit gefährden sie immer wieder die Pänz.
„Bei einigen, die etwa vom Egelspfad in Müngersdorf kommen, kann ich das noch verstehen, aber andere legen auch kürzeste Entfernungen nur mit dem Wagen zurück“, ärgert sich Dr. Carola Podlich von der Elterninitiative über uneinsichtige Väter und Mütter. Von einigen Eltern, die sie persönlich darauf angesprochen hatte, habe sie „böse Worte“ zu hören bekommen, erzählt die Sportwissenschaftlerin.
Auch ihr Argument, dass ein zu Fuß bewältigter Schulweg für Bewegung, wache Köpfe und Gespräche mit Schulfreunden sorge, verfingen da nicht immer. „Natürlich versuchen wir mit dem Wettbewerb über die Kinder irgendwie an die Eltern heranzukommen“, sagt Dr. Podlich.

Lövenicher Unternehmen, wie der „Sportclub Sharky“, die „Stein Apotheke“, die „Autowerkstatt Kufferath“, der „Getränkemarkt Cosmos“, die „Soccer World“ oder „Kfz-Bedarf Schork“ sahen das ähnlich und sponserten die Mittel für den Wettbewerb. Und selbstverständlich hatten die Lehrer der Johanniter-Grundschule im Unterricht kräftig für die Aktion geworben.

Mit ihrer Haltung steht die Elterninitiative nicht alleine da. Das unübersichtliche Auto-Gedränge vor einer Schule kann für aussteigende Kinder gefährlicher sein als der Gang zu Schule, warnt auch der ADAC und plädiert für den Fußweg. Nach Ansicht des ADAC-Verkehrsexperten Ronald Winkler ist es wichtig, dass Kinder früh und altersgerecht an den Straßenverkehr herangeführt würden, damit sich ein Risikobewusstsein und ein Verständnis für den Straßenverkehr entwickle.

Die Initiative ist nun gespannt, ob die drei Aktionstage eine dauerhafte Veränderung bewirkt haben. Es gibt ja außerdem noch andere Themen. „Wir wünschen uns auch Schülerlotsen an einigen besonders problematischen Ecken in Lövenich“, sagt Carola Podlich.

Eltern-Taxis sind vielerorts ein Problem. | Foto: Yvonne Halfar/ADAC
Die Schüler der Grundschule in Lövenich kamen ohne 
Auto und kassierten Punkte für die Klasse. | Foto: Maria Schulz
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EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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