Kerpener Bruch
Förster nennt Zustand des Waldes „dramatisch“

Dieser Ahorn mit schwarzer Rinde ist von der Rußrindenkrankheit befallen und stirbt ab. Davon sind im Kerpener Bruch zahlreiche Bäume befallen, erklärt Forstdirektor Stefan Schütte. | Foto: Zingsheim
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  • Dieser Ahorn mit schwarzer Rinde ist von der Rußrindenkrankheit befallen und stirbt ab. Davon sind im Kerpener Bruch zahlreiche Bäume befallen, erklärt Forstdirektor Stefan Schütte.
  • Foto: Zingsheim

Der ehemalige Auewald Kerpener Bruch, der vielen noch als Broichwald bekannt ist, befindet sich in einem beklagenswerten Zustand. Viele Bäume sterben ab und sind nicht zu retten.

Kerpen. Wenn Revierförster Florian Claßen durch das Waldgebiet Kerpener Bruch geht, dann macht er sich zunehmend Sorgen um den Zustand dieses ehemaligen Auewaldes, denn immer mehr Bäume sind schwer geschädigt und sterben ab. Dafür gibt es vier Hauptgründe, wie Claßen erklärt: das Eschentriebsterben, die Rußrindenkrankheit, die bergbaubedingten Grundwasserabsenkungen und der Klimawandel.

Beim Eschentriebsterben handelt es sich um einen aus Asien eingeschleppten Pilz, der den oft weit über 100 Jahre alten Eschen im Kerpener Bruch schwer zusetzt. Manche Bäume kämpfen mehrere Jahre, andere sterben in ein bis zwei Jahren ab, und mächtige Äste brechen nicht nur aus der Krone heraus und stürzen zu Boden. Für Waldbesucher ist dies sehr gefährlich. Auch junge Bäume sind von der Krankheit befallen.

Die aus Nordamerika eingeschleppte Rußrindenkrankheit befällt den verbreiteten Bergahorn und lässt die Rinde absterben. An zahlreichen Bäumen können Claßen und Stephan Schütte, Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, abgestorbene Ahorn-Bäume zeigen, die nur noch gefällt werden können. „Der Zustand des Waldes hier in Kerpen verschlechtert sich dramatisch“, sagt Claßen.

Aber auch die Grundwasserabsenkungen machen sich an den alten Bäumen im Auewald seit Jahrzehnten bemerkbar, wissen die beiden Förster. Die damit verbundenen Bodensetzungen führen zu Wurzelschäden und begünstigen den Befall mit verschiedenen Baumpilzen, die wiederum Stamm- und Wurzelfäule verursachen. Viele alte Bäume sind deshalb innen hohl und können mangels intakter Wurzeln kippen oder selbst bei Windstille brechen. Die Trockenheit, besonders der drei heißen Sommer 2018, 2019 und 2020, haben die Bäume zusätzlich geschädigt.

Besonders entlang der Spazier- und Wanderwege werden deshalb schon seit Jahren immer wieder Bäume gefällt, weil sie nicht mehr standsicher sind. Die Forstverwaltung rät dringend, im Wald immer wachsam zu sein und den Wald bei Extremwetter zu meiden. Durch die Fällungen werde der Wald zwar sicherer, aber eine absolute Sicherheit könne nicht gewährleistet werden. „Das Betreten des Waldes erfolgt immer auf eigene Gefahr“, erläutert Schütte.

Aktuell besonders betroffen ist unter anderem von Kerpen aus die Kastanienallee in Richtung Gymnicher Mühle, wo umfangreiche Fällungen anstehen, weil der Zustand der Bäume hier besonders dramatisch sei. Dafür wird der Weg vorübergehend gesperrt, wer sich während der Fällungen nicht daran halte, riskiere Leben und Gesundheit, warnen die Förster.

Die neu entstandenen Freiflächen sollen mit für den Auewald typischen Gehölzen wieder aufgeforstet werden. In Frage kommen Stieleiche, Flatterulme, Wildkirsche, Spitzahorn, Hainbuche, Winderlinde und noch weitere Sorten, die dem Mischwald gerecht werden. „Neue Eschen werden erst wieder gepflanzt, bis resistente Eschen bei den Baumschulen verfügbar sind“, so Schütte.

Hoffnungen setzen die beiden Forstexperten auch auf die heimische Eiche, an der sie in den Kerpener Wäldern noch eher wenig Schäden ausgemacht haben, während das benachbarte Erftstadt mit einem Eichensterben zu tun hat. Florian Claßen geht davon aus, dass in den heimischen Forsten auch zunehmend Bäume gepflanzt werden, die etwa in südlichen Ländern besser mit Trockenheit und Klimawandel zurechtkommen.

Redakteur/in:

Georg Zingsheim aus Kerpen

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