Deutschland wieder abgebaut
Auf dem Bauspielplatz bauen Kinder ein eigenes Europa

Michael Neusel sortiert mit den Kindern Wasserballons nach Farben. Die anstehende Wasserschlacht soll für Abkühlung sorgen. | Foto: Zumbusch
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  • Michael Neusel sortiert mit den Kindern Wasserballons nach Farben. Die anstehende Wasserschlacht soll für Abkühlung sorgen.
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Aegidienberg -

Es gibt Holland, Spanien, Frankreich und Italien. Deutschland hat es
auch schon gegeben, aber das ist wieder abgebaut. Und es gibt eine
Tür-Kai. Die Türkei also heißt Tür-Kai, weil es Kai war, der die
Tür von der Türkei gebaut hat. So einfach ist das.

Michael Neusel, der Leiter des Jugendtreffs Aegidienberg lädt ein zur
Führung durch Europa. Zu sehen sind auf dem Grill- und Freizeitplatz
mitten im Wald in Aegidienberg kleine, aus Holzbrettern gezimmerte
Hütten. Jede Hütte steht für ein erwähntes Land.

Dann gibt es noch einen Küchenwagen, eine Post und ein europäisches
Gericht. Das europäische Gericht ist ein Holzrahmen, an dem Schnüre
gespannt sind. Daran lassen sich prima Küchenhandtücher aufhängen.
Oder nasse Socken. Aber darunter lässt es sich eben auch gut Streit
schlichten. Denn Konflikte werden sofort besprochen und die Kinder
gehen nicht eher auseinander, bis auch das kleinste Problem
ausdiskutiert ist. „Die Kinder sollen gewaltfreie Kommunikation
lernen“, erklärt Michael Neusel. Das Aalkönigskomittee fördert
jährlich die Aktion „Gewaltfreies Bad Honnef“. Der Bauspielplatz
Aegidienberg, kurz BAEG genannt, geht ins fünfte Jahr und ist eine
Ferienfreizeit für Kinder. Drei Wochen lang treffen sich die Kinder
dann täglich in den Sommerferien. Immer unter einem anderen
Jahresmotto. In diesem Jahr ist das Thema eben Europa. Es gab auch
schon mal das Mittelalter, die Zukunft oder den Wilden Westen. In
diesem Jahr sorgen sechs Betreuer und zwei Praktikanten für das Wohl
der „Europäer“.

Wichtig ist, dass alles besprochen wird. „Jeder kommt zu Wort, wenn
alle im großen Zelt sitzen und der Tag besprochen wird. Vor jeder
„Sitzung“ schlägt Neusel die Trommel. Dann wissen die
Ferienkinder, dass es wieder Zeit ist für ein Zusammenkommen. Jedes
Land hat übrigens eine eigene Währung. Die Tür-Kai hat „Knete“,
Frankreich hat „Mäuse“ und Griechenland kommt mit einer Währung
daher, die sich „Feta“ nennt. Italien setzt auf „Taler“ und
Spanien bleibt beim Euro. Es gibt keine Grenzen. „In dieser
Generation kennen die Kinder keine europäischen Grenzen“, so
Neusel. Grenzen stünden also nicht zur Debatte. Auch Post kann
kostenfrei verschickt werden. Gebühren fallen nicht an. Augenzwinkern
berichtet Neusel: „ Es gibt auch illegales Glücksspiel im
Aegidienberger Europa“. Aber davon weiß er natürlich offiziell
nichts.

Der Bauspielplatz ist „inklusiv“. Das bedeutet für Kinder mit
Behinderungen, dass sie ebenfalls an der Ferienfreizeit teilnehmen
können. Das ist ausdrücklich erwünscht. „Wir können eine
Betreuung gewährleisten, weil ausreichend Helfer da sind“, betont
der Leiter des Jugendtreffs. Der BAEG habe dahingehend ein eindeutiges
Profil entwickelt.

Es sind auch noch Plätze für den Bauspielplatz frei. „Wer noch
Lust hat, mitzumachen, kann direkt nach Aegidienberg kommen“, so
Neusel. Von der Friedensstraße aus geht es immer geradeaus in den
Wald. Dann kommt nach gut zehn Minuten Fußweg „Europa“. Kosten
sind 40 Euro pro Woche.

- Iris Zumbusch

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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