Szenario steigender Fluten
Ein Blick in die Hochwasserschutzzentrale bei den StEB

HWZ-Chef und Hauptabteilungsleiter Planung und Bau Henning Werker (v.l.) spielt mit den HWZ-Mitarbeitern Gerald Fuchs und Diplom-Geographin Sabine Siegmund sowie mit Diplom-Ingenieur Ingo Schwerdorf, Abteilungsleiter Wasserwirtschaft-Planungen, ein Rheinflutenszenario von 12,90 Metern durch. | Foto: König
  • HWZ-Chef und Hauptabteilungsleiter Planung und Bau Henning Werker (v.l.) spielt mit den HWZ-Mitarbeitern Gerald Fuchs und Diplom-Geographin Sabine Siegmund sowie mit Diplom-Ingenieur Ingo Schwerdorf, Abteilungsleiter Wasserwirtschaft-Planungen, ein Rheinflutenszenario von 12,90 Metern durch.
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Köln - (kg) Auf 2,30 Metern Kölner Pegel zog der Rhein Anfang April durch
die Domstadt. Das normale Mittel liegt bei 3,20 Metern. Bei diesen
Wasserhöhen droht keine Gefahr, und die Stühle der
Hochwasserschutzzentrale bleiben leer. Aber was passiert eigentlich,
wenn im Einzugsgebiet des Rheins, an Flüssen wie Mosel, Neckar und
Main, die Pegel steigen und alles droht, in Köln Richtung zehn Meter
und mehr anzuschwellen?

Nachdem die ersten Maßnahmen getroffen und bereits Hochwasserstufe 3
ausgerufen wurde, werden bei 6,70 Metern die Campingplätze in Poll
und Rodenkirchen geräumt, und ab sieben Metern wird in den
Stadtentwässerungsbetrieben (StEB) an der Ostmerheimer Straße die
große Hochwasserschutzzentrale (HWZ) eingerichtet. Darunter sind
Mitarbeiter der StEB, von THW, Polizei, Feuerwehr, DLRG, RheinEnergie
und dem Amt für Straßen und Verkehrstechnik. Zudem sitzen in einem
Nebenraum die Oberbürgermeisterin, Amtsspitzen und weitere
Verantwortliche von Rettungsorganisationen. Unter anderem werden im
2.400 Kilometer großen Kanalnetz die ersten 250 Schieber aktiviert.
Sie verhindern den Zulauf des Wassers. Gleichzeitig ermöglichen
Pumpen, dass Abwasser in den Rhein gedrückt werden kann.

Maßnahmenkatalog: Zentimeter für Zentimeter bis 11,30 Meter

Ab acht Metern werden die mobilen Wände in Rodenkirchen und Zündorf
aufgebaut, und die Altstadttore geschlossen. Mit Erreichen von 8,30
Meter Pegel wird der Schiffsverkehr eingestellt, und zehn Zentimeter
später Kasselberg eine Insel. Zuerst können Spezialfahrzeuge mit
hoher Bodenfreiheit die Einwohner erreichen, später nur noch Boote.
Ab zehn Metern muss der Rheinufertunnel geschlossen werden, und 70
Zentimeter später schwappen die Fluten über die Zündorfer Wände.
Und wenn die Flüsse im Einzugsgebiet des Rheins weiter ansteigen,
wird bei 10,70 Metern eine Katastrophenwarnung ausgelöst. Indes wird
der Strom durch Kölner Vorsorge im Bett gebannt: Die Schutzsysteme
reichen bis 11,30 Meter.

Dem Hochwasser Raum geben

Ist jedoch keine Entwarnung in Sicht, dringt das Wasser in die
angrenzenden Veedel, und bei 12,90 Metern würde ein historisches
Ereignis ohnegleichen entstehen. Nur 1784 lag der Rhein höher und mit
13,55 Metern Kölner Pegel auf dem höchsten jemals gemessenen Stand.
Um das Risiko eines solchen Extremszenarios zu senken und auch bereits
bei seltenen Hochwasserständen die Fluten einzudämmen, sind zwischen
Basel und Nordsee Retentionsräume geplant und teils fertig gestellt
worden, darunter ein Polder wie in Porz-Langel oder jener geplante in
Worringen. Wären alle diese Räume eingerichtet, könnte der Pegel
des Rheins um 70 Zentimeter gesenkt werden. Denn würde der Fluss
tatsächlich 12,90 Meter erreichen, wären in Köln eine
Viertelmillion Bürger betroffen, und ein geschätzter Schaden von 3,5
Milliarden Euro würde entstehen.

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