Feuerwehrtechnische Zentrale
Ausrüstung und Administration stehen im Vordergrund

Peter Kratz wäscht die Einsatzkleidung der Kameraden. | Foto: Zierden
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  • Peter Kratz wäscht die Einsatzkleidung der Kameraden.
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Sankt Augustin-Mülldorf - Von außen wirkt alles recht unscheinbar und Kinder stellen sich so
wohl keine Feuerwehrzentrale vor. Doch, wo in Sankt Augustin an der
Gartenstraße in großen Lettern „Feuerwehrtechnische Zentrale“
(FTZ) steht, steckt mehr an Feuerwehr drin.

„Wir unterstützen die Freiwillige Feuerwehr, die alarmiert wird.
Wir sind keine eigene Wache“, erklärt Herbert Maur, Leiter der
Feuerwehr und Fachdienstleiter Feuer und Bevölkerungsschutz.
Gemeinsam mit seinem Team erhöhen sie auf diesem Weg die
Tages-alarmverfügbarkeit.

Dabei ist das gar nicht ihre Hauptaufgabe. Die Feuerwehrtechnische
Zentrale wurde 2011 als ein wesentlicher Teil des
Brandschutzbedarfsplanes in Sankt Augustin aufgenommen. Nach
einjähriger Bauzeit und Kosten in Höhe von rund 900.000 Euro stand
das Gebäude. Maur nahm seine Tätigkeit erst 2014 auf. Vier
hauptamtliche Gerätewarte stellte die Stadt schon vorher ein, die ihn
unterstützen. Das anfängliche vierköpfige Team wuchs schließlich
auf acht Angestellte. Dazu gehören neben Maur, Astrid Wolter, Guido
Gehrmann, Jürgen Klein-Prewald, Peter Kratz und Sven Schneider sowie
Christian Reinprecht und Robert Riede.

Dabei gibt es unter ihnen eine klare Aufgabenverteilung, die sich auch
räumlich widerspiegelt. Im Erdgeschoss ist alles Technische
untergebracht. Verwaltung und Administration befinden sich im
Obergeschoss.

Kommt schon einmal Besuch? Eher weniger, denn: „Feuerwehrangehörige
sind unsere Kundschaft“, sagt Maur. Rund 400 Feuerwehrleute gilt es
zu verwalten. Von den Jugendlichen über die aktive Wehr bis hin zur
Ehrenabteilung kommen sie in die Zentrale, wenn es beispielsweise um
Kleidung oder Geräte geht.

Die Kleiderkammer war bis 2012 im Mendener Feuerwehrhaus
untergebracht. Neue Feuerwehrmitglieder werden ausgestattet, alte
Kleidung ersetzt und gereinigt. Apropos Reinigung - zwei eigene
Waschmaschinen und Wäschetrockner gibt es hier auch. Im Waschraum
kommt die gebrauchte Einsatzkleidung an. Zwei Garnituren können
parallel gewaschen werden, Anschließend werden sie imprägniert und
über einen Barcode eingescannt. Denn nach 20 Mal waschen muss die
Kleidung erneuert werden.

Neben dem Waschraum und üblichen Umkleide- und Duschräumen gibt es
auch einen Werkstattbereich. In drei Räume unterteilt geht es hier an
die Details. „Das Atemschutzgerät ist die Lebensversicherung für
jeden Feuerwehrmann“, sagt Herbert Maur. Im ersten Raum - dem
Vorraum, - kommt alles an, was gereinigt werden muss. Ein gereinigter
Chemikalienschutzanzug hängt von der Decke herunter zum Trocknen.
Feuerwehrangehörige aller Sankt Augustiner Standorte haben hier
Zugriff und können sich bei Engpässen neue Atemschutzflaschen holen
oder Schaummittel abfüllen.

Im folgenden Raum ist eine übliche Werkstatt eingerichtet inklusive
Ersatzteillager - Teile reparieren, austauschen, schweißen und
schleifen sind nur einige Aufgaben.

Im hinteren Bereich kommt das Maskenprüfgerät zum Einsatz. Die
Atemschutzmasken werden im vorderen Raum gereinigt, desinfiziert und
getrocknet. In die Werkstatt kommen sie nur bei einem Defekt. „Eine
schlechte Sicht durch eine defekte Scheibe wäre fatal“, sagt
Jürgen Klein-Prewald. Der hauptamtliche Gerätewart tauscht diese
demnach aus und prüft zudem alle Atemschutzgeräte im halbjährlichen
Turnus. Masken gibt es in Sankt Augustin weit über 300 Stück. Hinzu
kommen circa 160 Atemschutzgeräte.

Gewöhnlich geben die Städte ihre Atemschutzgeräte beim
Kreisfeuerwehrhaus des Rhein-Sieg-Kreises ab. Von insgesamt 19
Kommunen kümmern sich davon fünf selbst um ihre Atemschutzgeräte.
Sankt Augustin ist eine davon und in der Feuerwehrtechnischen Zentrale
soll zukünftig noch mehr in dieser Richtung getan werden. In der
Werkstatt wird es bald eine Atemschutz-Waschanlage geben. Doch neben
Atemschutzgeräten und -masken kommen weitere Geräte hinzu. Insgesamt
knapp 7.000 Gerätschaften prüfen und warten die Feuerwehrleute. Dazu
gehören auch Rettungsschere, Rettungsspreizer und Sprungpolster sowie
die Einsatzmelder der Feuerwehrangehörigen. Letztere müssen
schließlich entsprechend programmiert werden.

Peter Kratz und Sven Schneider prüfen gerade eine Leiter vor der
Zentrale. Mindestens einmal im Monat steht diese Aufgabe an. „Wir
prüfen jede Sprosse einzeln“, sagt Schneider. Mit 80 Kilogramm
Gewichten wird eine Person auf der Leiter simuliert. Diese hat eine
Rettungshöhe von zwölf Metern. Rund eineinhalb Stunden brauchen die
beiden, um die Leitertragfähigkeit zu ermitteln.

Im Verwaltungsbereich der FTZ sieht die Arbeit dementsprechend nach
üblichem Büroalltag aus. Guido Gehrmann kümmert sich um die
Einsatzberichte aus ganz Sankt Augustin, während ihm gegenüber seine
Kollegin Astrid Wolter Kostenbescheide und Abrechnungen erstellt. Auf
der anderen Gebäudeseite hat Christian Reinprecht sein Büro. Er
kümmert sich um Fahrzeugausschreibungen und begleitet den Bau von der
Skizze bis zur Auslieferung. Zudem ist er als Fachkraft für
Arbeitssicherheit für die Stadt Sankt Augustin, das heißt für alle
Beschäftigten der Stadtverwaltung und aller Gebäude der Stadt,
zuständig. Alle Angestellten in der Zentrale sind Mitglieder der
Feuerwehr.

Maurs Vergleich zu 2012 ist einfach: „Es sind mehr Schreibtische,
aber die gleichen Räume“. Zudem gebe es wesentlich mehr Geräte zu
prüfen. Dies sei vor allem den neuen Fahrzeugen, neuer Funktechnik
und der Kleiderkammer geschuldet. Zur Sankt Augustiner Wehr gehören
mittlerweile insgesamt 27 Fahrzeuge, ein Boot und eine Drohne.

Anhand eines Computersystems werden die Fahrzeugwartungen angezeigt.
Diese Woche steht ein Löschfahrzeug vor der Tür und fünf
Arbeitstage brauchen zwei Gerätewarte zur Wartung. Dabei werden auch
alle Einzelteile geprüft.

Dank der heutigen Software kann Maur ebenfalls leicht ermitteln,
welche Einheiten wie viele Einsätze fahren. Im ersten Halbjahr 2017
gab es bereits 300 Einsätze für die Freiwillige Feuerwehr in Sankt
Augustin. Allein 94 Einsätze konnten die Feuerwehrkameraden aus der
FTZ tagsüber unterstützen. Über eine Anzeige sehen sie zudem, wer
zum Einsatz kommt, da über die Melder eine Rückmeldung gegeben wird.

„Die Kameraden laufen zum Feuerwehrhaus, wir haben die Zeit, uns
erst zu besprechen“, sagt Maur. Baustellen und Sperrungen werden vom
Ordnungsamt im System hinterlegt, sodass ihnen diese auf einer
Straßenkarte angezeigt werden. Die Software entwickelte ehrenamtlich
Frank Buchmüller aus Hangelar So gibt die Statistik aktuelle Werte
her: 70 Prozent Eileinsätze und die Einsatzarten werden benannt. Mehr
Einsätze auf der Autobahn und Rettungseinsätze, die alarmiert werden
unter dem Stichwort „Person hinter verschlossener Tür“. Ölspuren
seien nicht so viele bisher dabei. „Dieses Jahr haben wir auch
einige größere Einsätze gehabt, dabei ist die Hochphase meist im
Sommer“, so Maur. „Die Tendenz ist steigend“.

Vor fünf Jahren waren es noch rcirca 300 Einsätze pro Jahr,
vergangenes Jahr zählten die Wehrleute rund 500 Einsätze.

- Monika Zierden

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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