Die Bienenzüchter von Kürten-Bechen
Der Bienenzuchtverein erklärt, worum es geht

In Theorie und Praxis unterstützt Dr. rer. nat. Pia Aumeier in Lehrgängen, Seminaren oder Workshops seit 13 Jahren den Bienenzuchtverein. | Foto: Udo Gensowski
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  • In Theorie und Praxis unterstützt Dr. rer. nat. Pia Aumeier in Lehrgängen, Seminaren oder Workshops seit 13 Jahren den Bienenzuchtverein.
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Kürten-Bechen - Groß ist der ökonomische und ökologische Nutzen der Honigbiene.
Durch ihre Bestäubungsleistung ist sie hauptverantwortlich für gute
Ernten und ökologische Artenvielfalt.

Fast 80 Prozent aller Nutz- und Wildpflanzen werden von der Westlichen
Honigbiene bestäubt und verbreiten so ihre Pollen, um sich zu
vermehren. Die Biene sichert unsere Vielfalt an Nahrungsmitteln und
ist bei uns nach Rind und Schwein das drittwichtigste Nutztier. Dieser
Bedeutung trägt der Bienenzuchtverein Bechen Rechnung, indem er seine
Mitglieder bei der Imkerei unterstützt und die Bienenhaltung
tatkräftig fördert. So leistet er seinen Beitrag zum Erhalt einer
artenreichen Natur, zum Naturschutz und zur Landschaftspflege.

Gründung und Mitgliederentwicklung

Entstanden ist der Bienenzuchtverein aus einem Erfahrungsaustausch, zu
dem sich Imker aus Bechen in den Jahren 1928 und 1929 jährlich
trafen. Im September 1930 gründeten 13 Imker den „Bienenzuchtverein
Bechen“. 1992 ließ sich der Verein in das Vereinsregister beim
Amtsgericht in Bergisch Gladbach eingetragen und führt seither den
Zusatz e.V. in seinem Namen. Stetig wuchs die Zahl der Mitglieder im
Laufe der Jahrzehnte und hatte in den letzten fünf Jahren einen
starken Anstieg zu verzeichnen. 2012 begrüßte der Verein sein 100.
Mitglied und freut sich seit Januar 2017 über 175 Mitglieder, davon
65 Frauen. Tatkräftig bringen sich die Mitglieder in die
Vereinsarbeit ein. 32 Mitglieder in von Obleuten koordinierten
Arbeitsgruppen mit einem festen Aufgabenbereich und 46 sind für
unterstützende Aufgaben zuständig.

Neubau des Lehrbienenstandes

1984 errichtete der Verein einen Lehrbienenstand am Krautweg in
Bechen-Herrschertal, der fast vollständig in Eigenleistung erbaut
wurde und 30 Jahre lang genutzt wurde. Nach 30-jähriger Pachtzeit war
eine langfristige Vertragsverlängerung nicht möglich und der Verein
erwarb eine Teilfläche des Grundstücks des Tierheims des Rheinisch
Bergischen Kreises in Kürten-Weier. Hier errichteten ab Mai 2014
Handwerkerfirmen aus der Region den Rohbau in Holzständerbauweise mit
Ziegeldach. Handwerklich begabte Vereinsmitglieder stellten in
ausschließlich ehrenamtlicher Arbeit den Innenausbau im Frühjahr
2015 fertig. Im Juni wurde der mit Hilfe von Sponsoren und aus
Mitgliederspenden finanzierte Neubau des Lehrbienenstandes mit einem
großen Fest und einem Tag der offenen Tür mit zahlreichen Gästen
eingeweiht.

Seither dient der neue Lehrbienenstand mit einer Nutzfläche von 75
Quadratmetern, bestehend aus einem Mehrzweckraum für Imkerarbeiten,
Versammlungen, Aus- und Fortbildungs-Veranstaltungen, und einem
Honigraum, in dem die Honiggewinnung, das Schleudern und Verarbeitung
erledigt werden, dem Verein als Arbeitsstätte. Er ist der Treffpunkt
der Vereinsmitglieder zu den Monatsversammlungen, in denen die
Imker-Themen und -Arbeiten der jeweiligen Jahreszeit be- und
abgesprochen werden.

Lehrgänge, Kurse, Seminare

Eine Aufgabe der Bienen ist es, die Artenvielfalt in der Pflanzenwelt
zu erhalten. Voraussetzung dazu ist die fachgerechte Imkerei, die eine
Menge an Wissen und Erfahrung erfordert. Laut dem 1. Vorsitzenden des
Bienenzuchtvereins Udo Gensowski hat sich die Imkerei in den letzten
Jahren stark gewandelt: „Ein einfaches Imkern ist nicht mehr
möglich. Ohne eine Betreuung auf Grundlage wissenschaftlicher
Erkenntnisse und Erfahrungen sind ein Bienenvolk und ebenso ein
Bienenschwarm nicht überlebensfähig. In zahlreichen Veranstaltungen
vermitteln wir unseren Mitgliedern aktuelles Wissen.“
Kompetent unterstützten den Verein zwei Fachleute, Dr. Gerhard
Liebig, ehemals tätig an der Landesanstalt für Bienenkunde an der
Universität Hohenheim und jetzt im Ruhestand und Dr. rer. nat. Pia
Aumeier, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fakultät für Biologie
und Biotechnologie der Ruhr-Universität Bochum.

Neuimkerlehrgang

Dr. Pia Aumeier bietet seit 2004 am Lehrbienenstand jährlich
Neuimkerlehrgänge an. Dass sich die Imkerei steigender Beliebtheit
erfreut, zeigen die Teilnehmerzahlen. Seit fünf Jahren nehmen an den
acht Terminen je 120 Neuimker teil. Beim ersten Termin, dem
Einführungstag, geben Pia Aumeier und Gerhard Liebig den
Lehrgangsteilnehmern einen Einblick in das Leben der Bienen, ihre
Bedürfnisse, und die Wechselwirkung zu Natur und Umwelt. Die
Teilnehmer erfahren Wichtiges über Nutzen und Nebenwirkungen der
privaten Bienenhaltung als Freizeitbeschäftigung, und bekommen
konkrete Vorstellungen über die Ausrüstung, Werkzeuge und anderen
Materialien, die sie für ihr zukünftiges Hobby benötigen, den
finanziellen Aufwand für einen Einstieg und den zu erwartenden
Arbeitsaufwand.
An sieben weiteren, monatlich stattfinden Terminen werden die
Lehrgangsteilnehmer von Pia Aumeier theoretisch und praktisch
unterwiesen und lernen, wie Schwärme vermieden, Königinnen selbst
aufgezogen und Ableger gebildet, Honig geerntet und verarbeitet wird
und Bienenvölker richtig eingewintert werden. Auch die zwingend
erforderliche Varroamilben-Behandlung, die fast 50 Prozent der Arbeit
ausmacht, ist ein wichtiges Thema. Die Teilnehmer haben die Option,
sich vom Bienenzuchtverein Ableger-Völker vermitteln zu lassen und
können gut vorbereitet und begleitet in die Imkerei starten.

Kurse für Fortgeschrittene

Nach dem Neuimkerlehrgang begleitet und unterstützt der Verein seine
Mitglieder mit Rat und Tat und mit weiteren Lehrgängen, Kursen,
Seminaren, Vorträgen, Arbeitstreffen zu Imkerarbeiten und
Newslettern. Rund-Mails bereiten frühzeitig auf die Reaktion in
besonderen Situationen, wie in diesem Frühjahr, in dem auf einen
warmen März der kalte April folgte und die Bienen keinen Nektar für
sich sammeln konnten.

Unerlässlich zur Vermarktung des eigenen Honigs ist die Absolvierung
des Honig-Lehrgangs. Hier wird die Sach- und Fachkenntnis für die
Ernte/Gewinnung, Verarbeitung und den Verkauf des Honigs vermittelt.
Mit erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmer den
Sachkundenachweis, gemäß den Richtlinien des Deutschen Imkerbunds,
der bei Lebensmittelkontrollen nachgewiesen werden muss und zur
Nutzung des Marken-Etiketts des Imkerbundes berechtigt.

Natur und Umwelt

Die „Lehre“ am Lehrbienenstand beschränkt sich nicht nur auf
Imker. Auch naturinteressierte Kinder, Jugendliche und Erwachsene
können am Lehrbienenstand in verschiedenen Kursen und Seminaren oder
am Schaukasten und den Völkern etwas über die Pflanzen, die
Honigbienen, unterschiedliche Wildbienenarten und auch die Vogelwelt
lernen. Rund um den Lehrbienenstand sind Wiesenflächen, eine
Obstwiese mit zahlreichen alten Obstsorten und weiteren,
bienenfreundlichen Pflanzen und ein Wildbienenhotel, eine Nisthilfe
für Wildbienenarten und andere Insekten. Ein Schaukasten mit einem
echten Bienenvolk ermöglicht es, den Arbeiterinnen bei ihrer Arbeit
zuzusehen und Arbeiterinnen von Drohnen unterscheiden zu lernen.

Interessant und breitgefächert sind die Themen der Seminare und
Vorträge. Auch für einen Bienenzuchtverein eher außergewöhnliche
Themen werden behandelt. So klärte im vergangenen Juli Dietmar
Birkhahn, Mitglied des Landesfachausschuss Wolf des Naturschutzbundes,
in einem Vortrag über das Wildtier Wolf und seine Lebensweise auf.

Mehr Infos unter
www.bienenzuchtverein-bechen.de

- Gabriele Wisskirchen

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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