Jede Sekunde zählt
Einsatzübung der DLRG am Mondorfer Rheinabschnitt

Foto: Warnecke
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Mondorf - Starke Strömung und starker Schiffsverkehr machen den Rhein
gefährlich. Bei einer Einsatzübung präsentierte die DLRG Rhein-Sieg
eindrucksvoll ihre Einsatzmöglichkeiten auf und im Wasser. 

Baderegel Nummer neun, „Bade nicht, wo Schiffe und Boote fahren“,
wurde bei der Einsatzübung der DLRG am Mondorfer Rheinabschnitt kurz
außer Kraft gesetzt. Rund 40 Schwimmer der Deutschen
Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) zwischen 16 und 55 Jahren
demonstrierten ihr Können und die technischen Möglichkeiten der
Wasserrettung auf dem Rhein.

Zehn der insgesamt elf DLRG-Ortsgruppen waren bei der Einsatzübung
vor Ort. Unter der Regie von Einsatzleiter Daniel Heuser probten die
ehrenamtlichen Strömungsretter, Bootsführer und Taucher in mehreren
Übungen den Ernstfall und zeigten, welche Möglichkeiten auf
Deutschlands gefährlichstem Fluss zur Rettung zur Verfügung stehen.

Mit dabei war auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die
bereits 2010 die Schirmherrschaft über den DLRG-Landesverband
Nordrhein übernommen hatte. Interessiert verfolgte sie gemeinsam mit
dem SPD-Landtagsabgeordneten Achim Tüttenberg die Übungen der
Rettungsschwimmer direkt vom Mondorfer Rheinufer aus und griff auch
schon einmal beherzt ein, wenn das vermeintlich ertrinkende Opfer doch
etwas lange in den Rheinfluten trieb: „Jetzt müsst ihr aber starten
und wirklich Gas geben“, rief sie den fünf jungen Strömungsrettern
im Rettungsboot „Sieglöwe“ aufmunternd zu. Diese paddelten mit
vereinten Kräften, zogen die Rettungskollegin gemeinsam aus dem
Wasser und brachten sie wieder sicher zurück ans Ufer.

Gestiegene Zahl an Ertrinkungstoten

„Leider kommen wir oft zu spät“, erläuterte Christoph Kämper,
stellvertretender DLRG-Bezirksleiter mit Blick auf die gestiegene Zahl
von Ertrinkungstoten 2016 im Rhein. „Die Zahl der Opfer entspricht
etwa der an der gesamten Nord- und Ostseeküste. Mehr als 500 Personen
sind letztes Jahr im Rhein ertrunken.“ Der Rhein ist mit Abstand der
gefährlichste Fluss Deutschlands. „Schon knöcheltiefes Wasser kann
lebensgefährlich sein“, warnte DLRG-Bezirksleiter Bruno
Schöneborn. „Der Wellengang vorbeifahrender Schiffe lässt das
Wasser sehr schnell ansteigen und wieder abfließen.“ Einmal
mitgerissen, gibt es im Rhein kein Halten mehr. „Auch der beste
Schwimmer hat gegen die Strömung von bis zu 15 km/h keine Chance.“

Welche Strömungskräfte im Wasser wirken, zeigte die
„schwimmerische Rettung“ einer Ertrinkenden mit Leinensicherung
eindrucksvoll. Und dass Geschwindigkeit zählt, wurde bei den
Rettungsübungen mit dem Motorboot deutlich. „Wir müssen schnell
zur Stelle sein, wenn einem Menschen Gefahr droht. Um gegen die starke
Rheinströmung anzukommen, brauchen wir stabile Boote mit starkem
Motor“, erläuterte Schöneborn. Ein derartiges Boot solle, so die
Hoffnung der Rettungsschwimmer, 2018 für den Bezirk Rhein-Sieg über
Spenden finanziert werden.

Als letzte Übung des Tages stieg DLRG-Einsatztaucherin Tina Sidow am
Schiffsanleger in den Rhein und demonstrierte die Suche nach einer
versunkenen Puppe. „Aufgrund des kalten Wassers in der Tiefe gehen
wir dort immer mit zwei Atemregler-Systemen rein“, erklärt die
Taucherin Hannelore Kraft im Gespräch. „Es gibt sicher schönere
Tauchgebiete“, scherzte die SPD-Politikerin.

Schwerpunkt Schwimmausbildung

„Dort unten sieht man bestimmt nichts“ - sie hatte Recht. Eine
Rettungskollegin sicherte die Taucherin während des Einsatzes daher
mit einem Seil, mit dem in der Tiefe auch kommuniziert werden kann.
Die geladenen Gäste und zahlreichen Schaulustigen zollten den rund 40
Rettungsschwimmern ihren Respekt und applaudierten kräftig nach den
einzelnen Rettungsübungen.

Neben der Wasserrettung liegt ein wichtiger Schwerpunkt der
DLRG-Arbeit in der Schwimmausbildung und Jugendarbeit. „So banal es
klingt: Schwimmen zu können, ist die Voraussetzung für das
Überleben im tiefen Wasser“, sagte Christoph Kämper. „Um Kindern
das Schwimmen frühzeitig beizubringen, fehlen jedoch den Schulen und
der DLRG häufig die Bäder“, bedauerte er. Nach Angaben des DLRG
kann die Hälfte aller Kinder am Ende der Grundschulzeit nicht
schwimmen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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