Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt
"Kein Sprint sondern eher Ausdauersport!"
Frechen/Rhein-Erft-Kreis - Mit großen Erwartungen hatten viele Unternehmer auf die zahlreichen
jungen und meist männlichen Flüchtlinge geblickt, die in den
vergangenen Jahren zu uns gekommen sind. Könnten diese Zuwanderer
dazu beitragen, die viel diskutierte Lücke auf dem Fachkräftemarkt
zu schließen? Inzwischen ist die Euphorie der Ernüchterung gewichen.
Nur ein kleiner Teil der Flüchtlinge konnte bislang erfolgreich
vermittelt werden. Über die Gründe dafür und mögliche
Lösungsansätze diskutierten auf Einladung der Kreishandwerkerschaft
Rhein-Erft in Frechen Handwerker und Unternehmer mit Vertretern der
Agentur für Arbeit, der Wirtschaftsförderung Rhein-Erft und der
Kreisausländerbehörde.
Wenig erfreuliche Zahlen hatte Johannes Klapper, Geschäftsführer der
Agentur für Arbeit zu bieten. Von allen dort registrierten
Flüchtlingen können innerhalb von einem Jahr lediglich 10 Prozent in
Arbeit vermittelt werden. Und selbst nach zehn Jahren ist noch die
Hälfte der Menschen ohne feste Beschäftigung. „Das ist kein
Sprint, sondern wir bewegen uns hier eher im Bereich des
Ausdauersports“, beschrieb Klapper den Einstieg von Flüchtlingen in
den Arbeitsmarkt.
Dabei magelt es nicht an Möglichkeiten, sowohl die Flüchtlinge
selbst auf ihrem Weg, als auch interessierte Betriebe bei der
Einstellung und Weiterbildung der Menschen zu unterstützen.
Angefangen bei Integrationskursen, die ohnehin jeder Flüchtling nach
seiner Ankunft bei uns zu absolvieren hat, über finanzielle
Unterstützung von Praktika, Zuschüssen für Eingliederung- und
Qualifizierungsmaßnahmen bis hin zur so genannten „3 plus
2-Regelung“ die besagt, dass Flüchtlinge, die eine Ausbildung
absolvieren, im Anschluss daran noch wenigstens zwei Jahre vor einer
Möglichen Abschiebung in ihr Heimatland geschützt sind. Sprich: Dem
Betrieb zumindest in dieser Zeit noch als Facharbeiter zur Verfügung
stehen können.
Drei Dinge sind entscheidend: Sprache, Sprache und Sprache
Wo liegt also die Ursache dafür, dass so wenige Flüchtlinge den
Einstieg in den Arbeitsmarkt schaffen? Johannes Klapper bringt es
pointiert auf den Punkt: „Es sind drei Dinge, die bei der
Integration zählen: Sprache, Sprache und Sprache!“ Ohne
vernünftige Deutschkenntnisse hat kein Flüchtling Chancen auf dem
Arbeitsmarkt.
Was an Kenntnissen in den Integrationskursen vermittelt wird, reicht
allzu oft nicht aus. Eine Erfahrung die auch Peter Stratmann,
Berufsschullehrer am Goldenberg-Kolleg in Hürth gemacht hat. Das
Thema Sprache ist aus seiner Sicht das „immanente Problem“. Mag es
für die Verständigung in der Klasse oder dem Betrieb noch gerade so
reichen. Spätestens wenn es um schriftliche Aufgaben geht, seien die
Flüchtlinge in seiner Klasse heillos überfordert. „Die haben so
keine Chance, auch nur durch die Zwischenprüfung zu kommen“, so
Stratmann.
Wie groß weiterhin das Interesse vor allem bei den Handwerksbetrieben
ist, Flüchlinge zu beschäftigen, zeigte die recht große Zahl von
Teilnehmern an der Infoveranstaltung. Und auch, wenn konkrete
Lösungen für die Probleme bei der Integration noch nicht auf dem
Tisch liegen: Am Ende lautete das Fazit: Jeder Mensch hat Potenziale,
die auch das Handwerk nutzen kann. Es bleiben aber „dicke Bretter zu
bohren“.
- Jan L. Dahmen
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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