Schulplätze für alle
Flüchtlingskinder können häufig monatelang nicht zur Schule gehen

In Kooperation mit der TH Köln präsentierte die Kölner Initiative „Schulplätze für alle“ ihren Videoclip und die Homepage, die eingewanderten und geflüchteten Menschen die Bürokratie der Einschulung vereinfachen soll. | Foto: Kellner
  • In Kooperation mit der TH Köln präsentierte die Kölner Initiative „Schulplätze für alle“ ihren Videoclip und die Homepage, die eingewanderten und geflüchteten Menschen die Bürokratie der Einschulung vereinfachen soll.
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KÖLN - (nk). Die Kölner Initiative „Schulplätze für alle“ lud in
die Technische Hochschule Köln (TH) ein. Hier präsentierte die
Initiative ihren Filmclip, der in elf Sprachen eingewanderten und
geflüchteten Eltern den rechtlichen Schulweg erklärt.

„Es stellte uns vor einer Herausforderung, alle Informationen unter
zu bringen“, schilderte die Studentin des Fachs Integrated Design an
der Köln International School of Design Lina Dörgens, „die ganzen
Ausnahmen und Regeln dahinter wussten wir zunächst nicht
einzubinden.“ Die Lösung fanden Lina Dörgens und ihr Kommilitone
Lukas Jardin dann in einer dazugehörigen Homepage, die neben dem Film
alle weiteren Einzelheiten erklärt.
Ebenfalls in elf Sprachen können Menschen mit Migrationshintergrund
sich auf der übersichtlich gestalteten und mit Illustrationen
vereinfachten Homepage, die sonst so komplizierte Bürokratie, hinter
dem Weg von der Ankunft in Köln bis zum Schulbesuch, erklären
lassen.
Die Notwendigkeit einer solchen Hilfe zur Selbsthilfe zeigt sich in
den Zahlen. Mehrere tausend Kinder können zurzeit in NRW noch nicht
zur Schule gehen. In Köln sind es 170 schulpflichtige Schüler
zwischen 10 und 16 Jahren, die auf einen Schulplatz warten, nicht
wenige von ihnen seit Monaten. Das ist die aktuelle Zahl, die dem
Kölner Schulausschuss von Dr. Klein vorgelegt wurde. Die Leiterin des
Kommunalen Integrationszentrum (KI), Susanne Kremer-Buttgereit, sprach
von einst „chaotischen Zuständen“. Das KI ist, ob mit oder ohne
Zuweisung eines Ortes, für Geflüchtete die erste Anlaufstelle. „Es
gab Zeiten, da hatten selbst wir eine Wartezeit von bis zu acht
Wochen. Aktuell hat sich die Situation deutlich gebessert, da die Zahl
der Flüchtlinge zurückgegangen ist und wir auch personell besser
aufgestellt sind.“
In der Regel warten die Kinder mehrere Monate auf ihren ersten
Schulbesuch. Dabei haben auch die Kinder von geflüchteten Menschen
eine Schulpflicht zu erfüllen, wenn sie zwischen sechs und 16 Jahre
alt sind. „Bei den Grundschülern ist es noch leichter, da sie
direkt die Regelklasse besuchen und dort in der Regel schnell Deutsch
lernen. Bei den weiterführenden Schulen ist dies problematischer“,
berichtete Susanne Kremer-Buttgereit, „die 16- bis 18-jährigen
werden direkt in eine Internationale Förderklasse an ein Berufskolleg
verwiesen. Und leider unmöglich ist es, den Jugendlichen ab 18 Jahre
noch einen Schulabschluss zu ermöglichen. Hier besteht
Handlungsbedarf.“
Einen konkreten Auftrag haben die Sozialarbeiter in den
Flüchtlingsunterkünften nicht, sich um die Beschulung der Kinder zu
kümmern. „Für uns gehört es dennoch zum Tätigkeitsbereich der
Sozialbetreuung“, schilderte Hanna Machulla vom Deutschen Roten
Kreuz, „die Basics kennen die Sozialbetreuuer auch, dennoch ist eine
gute Zusammenarbeit mit Beratungsstellen von Vorteil.“ Auch diese
Anlaufstellen werden den Nutzern auf der Homepage genannt.
Die Initiative erhofft sich, mit dem Film und der Homepage, mehr
Transparenz für die Bürokratie zu schaffen, Kindern und Jugendlichen
damit zu ermöglichen, schneller einen Schulplatz zu erhalten. Auf das
Argument aus dem Publikum, Flüchtlingskindern erst einen Schulplatz
anzubieten, wenn sie einem Heim zugewiesen sind, damit sie ihrer
Klasse nicht wieder entrissen werden, hieß es als Fazit: „Wir
müssen uns immer vorstellen, wie wir mit deutschen Kinder verfahren
würden wollen. Würden wir sie auch erst später einschulen, wenn
feststeht, wohin der Umzug aus diversen Gründen geht? - Nein, wir
würden sie schnellstmöglich an Bildung teilnehmen lassen.“
Ab sofort steht die Homepage und der Film in den Sprachen Deutsch,
Englisch, Französisch, Arabisch, Persisch, Bulgarisch,
Serbokroatisch, Amharisch, Tigrinya, Türkisch und Kurdisch unter www.
Schulplaetze-fuer-alle.de zur Verfügung.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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