"Heimat in der Ferne"
Neue Ausstellung thematisiert Gastarbeiter in Troisdorf

Dokumentierten gemeinsam die Ausstellung: (V.li.n.re.) Otto Kuhl (Reifenhäuser), Jutta Willach (ehemalige DN), Dr. Petra Recklies-Dahlmann (MUSIT), Monika Hansen (Mannstaedt), Wolfgang Schmitz (Reifenhäuser), Sandra Moers (Mannstaedt), Dr. Pauline Liesen (Museumsleitung).  | Foto: Kaiser
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  • Dokumentierten gemeinsam die Ausstellung: (V.li.n.re.) Otto Kuhl (Reifenhäuser), Jutta Willach (ehemalige DN), Dr. Petra Recklies-Dahlmann (MUSIT), Monika Hansen (Mannstaedt), Wolfgang Schmitz (Reifenhäuser), Sandra Moers (Mannstaedt), Dr. Pauline Liesen (Museumsleitung).
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Troisdorf - „Heimat in der Fremde" ist der Titel einer Ausstellung, die
derzeit im Museum für Stadt- und Industriegeschichte an Burg Wissem
zu sehen ist. Sie entführt zurück in die 60er Jahre als Deutschland
vom Wirtschaftswachstum geprägt war und in vielen Ländern um
Gastarbeiter warb.

1955 wurde zunächst ein „Anwerbeabkommen" zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und Italien geschlossen, zahlreiche weitere
folgten. Elf Jahre nach dem Abkommen mit Italien gab es bereits 1,3
Millionen Gastarbeiter in der Bundesrepublik. In Troisdorf waren es
vor allem die Großunternehmen Dynamit Nobel, die Mannstaedt Werke und
die Firma Reifenhäuser, die Zuwanderer überwiegend aus Griechenland
und Jugoslawien holten, um sie zu beschäftigen. Ihren Spuren geht die
Ausstellung nach.

Die meisten Gastarbeiter befanden sich immer mit einem Sprung wieder
zurück ins Heimatland. Sie planten, für zwei bis drei Jahre hier zu
bleiben, ihren Lohn zu sparen und dann wieder zu ihren Familien
zurückzukehren. „Damals wurden nur Dinge angeschafft, die auch in
der Heimat von Nutzen waren", erläutert die Historikerin Dr. Petra
Recklies-Dahlmann. „Ein deutscher Farbfernseher etwa, war mit den
Systemen im Ausland zunächst nicht kompatibel, also wurde erst keiner
angeschafft", ergänzt Museumsleiterin Dr. Pauline Liesen. Ihr
„Lieblingsbild" der Ausstellung zeigt zwei junge Griechen mit zwei
Vespas aus den 60er Jahren, von denen eine heute noch in Griechenland
unterwegs ist.

Die Ausstellung skizziert überwiegend persönliche Geschichten. Zum
Beispiel die von Andelko Kanoti, der 1970 nach Troisdorf zu
Reifenhäuser kam. Der Lehrer aus dem damaligen Jugoslawien arbeitete
dort als Dolmetscher für zeitweise über 100 Landsleute, die als
Gastarbeiter zum Unternehmen gekommen waren. Anders als zunächst
geplant, blieb er bis heute in Deutschland. Er gründete eine Familie
und wurde später Mitglied im Arbeitskreis für ausländische
Einwohner der Stadt Troisdorf und Vorsitzender des Vereins NK Mladost
Troisdorf. Deutschland wurde für ihn und die nachfolgende Generation
zur ersten Heimat, auch wenn er, wie Ehefrau Renate verrät, „im
Herzen immer Kroate geblieben ist".

Die Ausstellung, die bis Oktober zu sehen ist, bietet noch Platz für
weitere Geschichten. „Die Zeit der Ankunft der Gastarbeiter in
Troisdorf war weniger gut dokumentiert, als wir gedacht hätten",
erklärt Dr. Liesen. „Um die Geschichte weiterzutragen, hoffen wir
auf die Mithilfe der bis heute in Troisdorf lebenden Familien. Es
wäre toll, wenn sie dem Museum Dokumente wie Fotos oder Briefe aus
dieser Zeit zur Verfügung stellen könnten.

- Heidi Kaiser

Dokumentierten gemeinsam die Ausstellung: (V.li.n.re.) Otto Kuhl (Reifenhäuser), Jutta Willach (ehemalige DN), Dr. Petra Recklies-Dahlmann (MUSIT), Monika Hansen (Mannstaedt), Wolfgang Schmitz (Reifenhäuser), Sandra Moers (Mannstaedt), Dr. Pauline Liesen (Museumsleitung).  | Foto: Kaiser
Der Kroate Andelko Kanoti (li.) mit seiner Familie. Er kam 1970 zur Firma Reifenhäuser und ist bis heute in Deutschland geblieben. | Foto: privat
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