Toller Zug auch ohne Tollität
Rund 1000 Teilnehmer gingen in Mechernich mit

Im Zirkus der Festausschuss-Tanzgarde schmeißt man mit Kamellen.  | Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
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  • Im Zirkus der Festausschuss-Tanzgarde schmeißt man mit Kamellen. 
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Mechernich - (pp). Ja ist denn schon wieder Hochwasser? Diese Frage dürfte sich
so manch ein Besucher des Mechernicher Tulpensonntagszugs doch
gestellt haben. Schließlich zog sogar ein ausgewachsener Viermaster
durch Mechernichs Straßen. Doch Sorgen machen muss sich niemand, der
Bleiberg stand nicht unter Wasser. Der famose Karnevalswagen der
Bleifööss fuhr auf Rädern durch die Stadt.

Das Hochwasser, das letztes Jahr gleich mehrfach das Mechernicher
Stadtgebiet heimgesucht hatte, war das Hauptthema des närrischen
Lindwurms. „Sturm unn Huhwasser senn överstange, un mer trecke
weder dörch de Stadt all zesamme, doch och ohne Tollitäte hann mer
Spaß, dodröpp öss en Meischenisch Verlass“ lautete das vom
Festausschuss Mechernicher Karneval (FMK) ausgerufene Motto.

Die Caritas schloss sich diesem Leitspruch an und ergänzte ihn um den
Satz „Mer losse keene im Rähn stonn“. In gelben Regenmäntel und
mit am Kopf befestigten bunten Schirmen waren sie auf alle
Unwägbarkeiten vorbereitet. Doch zum Glück blieb es trocken,
vielmehr konnten die Caritasmitglieder ihre Sonnenbrillen anziehen,
denn Petrus spielte beim Mechernicher Zug mit. „Das haben wir so
bestellt, aber wir haben ja vom Verein auch einen guten Draht nach
oben“, berichtete Dirk Gemünd, der sich mit Kevin Hembach die
Zugleitung teilt. Gemeint war natürlich FMK-Mitglied und
Regionaldekan Erik Pühringer.

Inklusive der Hilfsfahrzeuge wie Polizei, Feuerwehr und Hilfeleistung
durch Malteser und Rotes Kreuz waren 32 Wagen und Gruppen im Zug
vertreten. Kevin Hembach schätzte die Teilnehmerzahl wie im
vergangenen Jahr auf rund 1000 Leute. Lediglich auf einen Mechernicher
Prinzenwagen mangels Tollität sowie auf das mittlerweile aufgelöste
Tambourcorps Mechernich mussten die Jecken dieses Jahr verzichten.

Dafür waren mit der Fußgruppe Hoscheid aus Roggendorf auch neue
Gesichter dabei. Als „Ehemalige Tollitäten“ zeigten sie, dass man
auch im betagten Alter nicht vor dem Jecksein gefeit ist. Die einst
liebliche Jungfrau ging an Krücken, die Prinzessin war mit Rollator
unterwegs. Und der Hoffnungsträger auf den Prinz Karneval im Jahr
2018 wurde im Rollstuhl durch Mechernich gefahren.

Es liefen sogar eine Prominente über Mechernichs Straßen. Stan
Laurel und Oliver Hardy, in Deutschland besser bekannt als „Dick und
Doof“ oder der flippige Modezar Harald Glööckler – sie gehörten
zur Fußgruppe Stallzus aus Roggendorf. Ebenfalls aus dem Nachbarort
gekommen waren die Schlümpfe der Gruppe um Fred Kloster, die Eskimos
der „Echten Fründe“ sowie die Gruppe Hück, deren Mitglieder
teilweise auf Rollern oder Inlineskates über den Asphalt rollten. Wie
alle Teilnehmer aus Roggendorf waren sie direkt vom Zug im Heimatort
angereist um nach dem eigenen Lindwurm die rund fünf Kilometer in
Mechernich zu absolvieren. 

Allein zehn Prozent der Teilnehmer stellte die Ordensgemeinschaft
Communio in Christo. 103 Marienkäfer zogen unter dem Motto
„Communio fliegt wieder aus“ voller Freude über den Bleiberg.
Tierisch verkleidet war auch die Tanzgarde des Festausschusses, die
einen echten Zirkus auf ihrem Wagen hatte. Einige der Tiere waren
allerdings ausgebüxt. Löwen und Zebras waren glücklicherweise recht
harmlos. Die Clowns des Festausschusses liefen übrigens direkt vor
dem Zirkuswagen. 

Nicht fehlen durfte natürlich auch die politische Botschaft der
„Blaumänn“. „Bauen am Bruch, auf Donnermaar – gewaltig ist
der Gegner Schar!“ hatten sie gedichtet und einen Bürgermeister Dr.
Hans-Peter Schick als Bob der Baumeister im Sandkasten dargestellt.
Die Blaumänn wollten mit dem Wagen vor der weiteren Ausweisung von
Neubaugebieten in Mechernich mahnen.

Die Piraten der Klüngelsbröder, die Prinzengarde, die König
Fußball feierte, Abordnungen aus Strempt und Kommern gingen ebenfalls
im Zug mit wie die Musikvereine aus Bleibuir und Eicks, die Bigband
der Prinzengarde sowie das Tambourcorps Kommern, die dem Lindwurm eine
musikalische Note verliehen. 

„Bisher war der Karnevalszug für uns nur Pflicht, heute kommt die
Kür“, beschrieb es Dirk Gemünd vor dem Zug. Einen Tag später,
also an Rosenmontag, freute er sich darüber, dass alles glattgelaufen
war und wieder Tausende Jecken am Wegesrand standen, die lautstark
Kamelle forderten.

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