Ein stummer Schrei
Kilian möchte endlich wieder nach Hause

Während Gleichaltrige herumtoben und abends in ihrem warmen Zuhause zu Bett gehen, liegt Kilian (6) seit sechs Monaten in sterilen Krankenzimmern. Bevor er wieder nach Haus darf, muss noch vieles getan werden. | Foto: Familie Giebel
  • Während Gleichaltrige herumtoben und abends in ihrem warmen Zuhause zu Bett gehen, liegt Kilian (6) seit sechs Monaten in sterilen Krankenzimmern. Bevor er wieder nach Haus darf, muss noch vieles getan werden.
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Overath-Marialinden - Wenn man Kinder mit Worten beschreiben müsste, würden sicherlich
viele Worte wie „Energiebündel“, „voller Lebensfreude und
Bewegungsdrang“ oder „kleine Entdecker“ wählen.

Diese Eigenschaften trafen auch auf den sechsjährigen Kilian aus
Marialinden zu, bevor er in einer spanischen Hotellobby wiederbelebt
werden musste. Heute liegt er in einer bayerischen Spezialklinik und
wartet darauf, endlich wieder in sein vertrautes Zuhause kehren zu
dürfen. Doch er wird nicht mehr derselbe sein, wie vor dem
Familienurlaub im vergangene Juli auf Ibiza. Es war die erste
gemeinsame Flugreise, auf die sich die ganze Familie lange gefreut
hatte.

Was war passiert? Kurz nach Beginn des Urlaubs zeigte der Junge
Anzeichen eines Sonnenstichs, was den Eltern auch von einem spanischen
Arzt bestätigt wurde. Doch zu den Symptomen des Sonnenstichs kamen
Ausfallerscheinungen dazu. Die Einschätzung des Mediziners lag leider
nicht richtig.

Ein Virus, der es ins Rückenmark des kleinen Jungen geschafft hatte,
führte kurze Zeit später zu einem Herzstillstand. Kilian lief blau
an und wurde ohnmächtig. Geistesgegenwärtig ergriff ihn seine Mutter
und lief in die Hotellobby. Eine gerade abreisende Touristin wurde auf
die Hilferufe der verzweifelten Mutter aufmerksam und begann umgehend
mit der Wiederbelebung des kleinen leblosen Körpers.

Eine schier unendliche Viertelstunde lang wurde gedrückt und gepustet
bis endlich die Rettungskräfte eintrafen und den Jungen in ein
Krankenhaus auf Ibiza brachten. Von dort ging es im Helikopter in eine
Klinik in Palma. Fünf kräftezehrende Wochen dauerte es, bis der
kleine Kilian soweit stabil war, dass er nach Deutschland geflogen
werden konnte.

In einer Kölner Kinderklinik dann die endgültige Diagnose:
Enzephalitis, also eine Gehirnentzündung, die durch einen Virus
verursacht wurde. Der Herzstillstand in Kombination mit einer nicht
ganz fachlich ausgeführten Wiederbelebung hatten zu großen Schäden
im Gehirn durch Sauerstoffmangel geführt. Fachleute sprechen von
einem hypoxischen Hirnschaden.

Die Kölner Mediziner legten der Familie nahe, dass es recht bald Zeit
wäre, Abschied von ihrem Sohn zu nehmen. Doch die Eltern wollten
ihren jüngsten von zwei Sprösslingen nicht so einfach aufgeben. So
wurde Kilian auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern in eine
Spezialklinik in Bayern verlegt. Seine Mutter ist rund um die Uhr an
Kilians Krankenbett, während der Papa zusammen mit dem älteren Sohn
(7) in Marialinden ist.

Auch wenn es im Therapieverlauf hin und wieder Rückschläge gab,
zeigte Kilian, dass er noch keinesfalls loslassen möchte. Sein
Körper ist gelähmt, doch seine Augen sprechen Bände. Papas Stimme
am Telefon oder der Besuch des Bruders lösen Emotionen aus, Blutdruck
und Pulsfrequenz steigen. Zwar kann der kleine Patient der bayerischen
Klinik nicht wie andere Sechsjährige zeigen, dass er sich freut, aber
die Werte auf den Monitoren verraten auch Nicht-Medizinern, dass er
seine Umgebung durchaus wahrnimmt.

Die bayerischen Spezialisten zeigen sich aufgrund der positiven
Entwicklung, die der kleine Mann seit Beginn der Therapie gezeigt hat,
zuversichtlich und haben der Familie grünes Licht für die Rückkehr
nach Hause gegeben.

Doch es gibt einen großen Haken, denn bevor Kilian endlich wieder in
seine vertraute Umgebung kehren kann, müssen etliche Kriterien
erfüllt werden. Die junge Familie hat eine Lange to-do-Liste an die
Hand bekommen. Diese umfasst Punkte wie einen speziellen Treppenlift
oder eine komplett barrierefreie Gestaltung der Räumlichkeiten bis
hin zu einem entsprechend umgerüsteten Auto.

Auch muss rund um die Uhr eine Intensiv-Pflegekraft den
Gesundheitszustand des kleinen Patienten im Auge behalten.
Letztendlich muss die Familie mehrere Zehntausend Euro zusammenbringen
um ihren Sohn nach mehr als einem halben Jahr wieder nach Hause
bringen zu können. Die immensen Unkosten, die bisher durch die
Klinikaufenthalte, Krankentransporte und den quasi „Zweithaushalt“
in Bayern entstanden sind, sind in dieser Summe noch nicht
berücksichtigt.

Um die Familie finanziell zu unterstützen, hat die katholische
Kirchengemeinde Marialinden ein Spendenkonto eingerichtet. Weitere
Infos hierzu hat Gerd Gondolf, 02206/910991.

- Serkan Gürlek

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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