Karl-Simrock-Schule wird als "starke Schule" ausgezeichnet
Auf der Erfolgsspur

Sind ein Team: Lehrer und Schüler an der Simrock-Schule. | Foto: Harald Weller
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  • Sind ein Team: Lehrer und Schüler an der Simrock-Schule.
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Endenich - (we). Es ist eine Hauptschule. Mit Schwerpunkt Berufsorientierung.
Die Karl-Simrock-Schule in Endenich hat jüngst als einzige Schule in
ganz Bonn die Aufnahme ins Inklusionskataster von NRW geschafft. Das
ist die Liste der erfolgreichsten Schulen. Und dazu gibt es demnächst
eine Auszeichnung als „starke Schule". Schaufenster wollte wissen,
was das Geheimnis des Erfolgs ist und besuchte Schule und
Schüler.

„Ich will Ärztin werden. Oder im Altenheim mit Senioren umgehen."
Ella glaubt ganz fest an ihren Traum. Sie hat ihr Ziel fest im Visier.
Für jemanden aus der 6. Klasse ganz schön viel. „Ich möchte
meinen Traumberuf einmal ausüben." Aha, das Übliche: Viel Geld
verdienen, Reichtümer anhäufen? „Nein, Geld interessiert mich
überhaupt nicht. Ich will etwas Sinnvolles mit meinem Leben
anfangen." Hier spricht kein Philosophiestudent im 6. Semsester. Wir
reden mit einer 12-Jährigen die an sich glaubt. Und an ihre Schule:
„Cool hier." „Es macht Spaß", meint auch Malek. „Du kannst hier
mit den Lehrern Spaß haben. Und die fangen dich auf, wenn es dir mal
schlecht geht. Die gehen mit dir durch Dick und Dünn."

Justin kennt den Unterschied: „Die Lehrer denken und sagen: Ihr
könnt es schaffen. Und die meinen das auch." Justin kommt von einer
Grundschule am anderen Ende der Stadt. Überhaupt, die Klasse an der
Simrock-Schule ist bunt zusammen gewürfelt. Und tritt dennoch als
Gemeinschaft auf. Das ist ein Teil des Erfolgs-Geheimnisses. Den Kids
wird Wertschätzung vermittelt, Teamgeist. Und man gibt ihnen
Selbstbewusstsein. „Du schaffst es": Die Formel ist nicht leer,
bezieht sich nicht auf ein vordergründiges Berufsziel. Sondern darauf
im Leben zurechtzukommen. „Wir formen aus dem bunt
zusammengewürfelten Haufen eine starke Gemeinschaft", verrät
Schulleiter Arndt Hilse. Und das in einer Schule, deren 453 Schüler
zu 10 Prozent mit Förderbedarfen verschiedenster Art versehen sind.
40 Lehrer und Lehrerinnen bemühen sich darum, eine verschworene
Gemeinschaft zu schaffen. Einen der Schüler traf kürzlich ein herber
Schicksalsschlag. Er drohte, aus der Bahn zu geraten. Und die Schule?
„Hat mich aufgefangen". Mir ein neues Ziel gegeben.

Die Schüler lernen den Wert von Gemeinschaft schätzen. „Ich will
mal auf ein Gymnasium und da Abi machen", meint jemand. „Und das
schaff‘ ich auch. Weil ich mit den Lehrern auch über meine
Schwächen sprechen kann." Die Schule ist selbstredend an das
Curriculum des Kultusministeriums gebunden. „Aber da gibt es genug
Freiraum. Fantasie lässt sich nicht einsperren", meint der
Mathelehrer. „Ja, in Mathe gibt es Schokolade", ist Marcel
begeistert. Kein Angst, hier wird nicht dem Ungesunden Tür und Tor
geöffnet. Die Schokolade dient dem Begreifen von Bruchrechnungen.

„Die Pädagogen arbeiten handlungsorientiert", heißt das in den
Termini der Schulleitung. Will sagen: Die Kids können mit dem, was
sie lernen, etwas anfangen. Haben so die Chance, Lerninhalte konkret
zu begreifen. Sie werden an Entscheidungen beteiligt, ernst genommen
und gefragt, wenn es um ihre Angelegenheiten geht. Das nennt man
heute, dass sie „partizipieren". Seit mehr als 30 Jahren gibt es
hier gelebte Inklusion, sprich internationale Klassen. Auch in der
besuchten Klasse gibt es zwei Syrer, die nach Bonn geflohen sind und
nicht nur gut Deutsch können. Sondern auch Gemeinschaft erleben. Der
Stärkere hilft dem Schwächeren. „Hier sind die Größeren nicht
eingebildet", sagt einer der Schüler. „Die sagen: Komm‘ mal zu
mir, wie kann ich dir helfen." Abstrakte Lerninhalte sucht man
vergebens. „In Bio haben wir eine Kartoffel gezogen. Und das hier,
was ist das für eine Pflanze?" Na ja, ein Grashalm. „Quatsch, das
ist unsere Eiche. Die ziehen wir selbst."

Es ist erstaunlich, was man mit engagierter Pädagogik und Empathie
für Kinder so erreichen kann. Das streng Berufliche übrigens kommt
auch nicht zu kurz. Die Schule vermittelt sehr viele ihrer Abgänger
in Ausbildungsberufe. Weil sie mit Unternehmen kooperiert. Und die
Betriebe wissen: Wer von Karl Simrock kommt, ist aufgeschlossen,
offen, ehrgeizig und will was im Leben erreichen. Durch die Arbeit
Geld verdienen und zugleich Zufriedenheit erlangen. Das Paradies?
Sicher nicht. Schule kann nicht immer Spaß machen. Dennoch: Hier sind
Träume erwünscht. Sozialkompetenz erlernen? „Ich will eine Familie
gründen", ruft folgerichtig Malek in den Raum. Malek mag so etwa 12
sein...

Sind ein Team: Lehrer und Schüler an der Simrock-Schule. | Foto: Harald Weller
Noch recht überschaubar: Die Klassen-Eiche. | Foto: Harald Weller
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